Ein Fundstück aus dem Taufbuch Zistersdorf, 1886-1898, fol. 185 (02-Taufe_0209):
Am 21. 04 1896 wurde 1 Familie mosaischen Glaubens katholisch getauft.
Karl Fischer, geb. 08.07.1863, Sohn von Fischer Alexander/Julie, geb. Redlich aus Lundenburg, beide mosaischen Glaubens
Theresia Harpner, geb. 30.01.1869, Tochter von Harpner Moriz/Amalia, geb. Friedjung aus Brünn, beide mosaischen Glaubens
und deren Tochter Angela, geb. 31.05.1892, geb. in Prerau.
Die Getauften erhielten neue Vornamen.
Karl Fischer war zu diesem Zeitpunkt laut Taufbucheintrag Stationsvorstand in Zistersdorf. Es wäre interessant, zu wissen, ob die Taufe freiwillig erfolgte oder der Arbeitgeber Kaiser-Ferdinands-Nordbahn diese verlangte.

Servus Wolfgang, servus Herbert!

Ich denke einerseits wie Herbert, dass diese Taufe "freiwillig" geschah, allerdings ist schon davon auszugehen, dass man als röm. kath. Getaufter einige Annehmlichkeiten genießen konnte. Oder anders gesagt: gegenüber der jüdischen Bevölkerung gab es schon lange vor dem 2. WK große Vorurteile und dementsprechende Anfeindungen. Der jüdische Glaube bedeutete schon ein gewisses Sicherheitsrisiko, das so mancher eben nicht mehr bereit war, zu tragen. Solche Taufen, bzw. auch Trauungen kamen in vielen Pfarren zu dieser Zeit vor. Meine persönliche Beobachtung: es waren vorwiegend mährische und böhmische Juden, die sich in kleinen, abgeschiedenen, österreichischen Dörfern taufen ließen um dann als Katholik weiter in die Stadt (z. B.: Wien) zu gehen. Diese Leute kamen oft wirklich nur zur Taufe, bzw. zur Trauung in dieses Dorf. Ich sehe da schon eine große Tragik dahinter.

LG
Thomas

Links zum Thema Konvertiten:
Zum Namenswechsel jüdisch-protestantischer Konvertiten in Wien, 1782 - 1914: http://www.judentum.net/geschichte/namenswechsel.htm
Jüdische Konvertiten in Wien 1782–1914: http://www.austriaca.at/0xc1aa500d_0x0014a7d9.pdf
"…meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben" von Anna Staudacher:
http://books.google.at/books?id=jebmm-jF...e%20aus&f=false