Liebe Forschergemeinde!

Seit der letzten Personenstandsgesetzesreform aus dem Jahr 2013 gelten bekanntlich folgende Datenschutzparameter: Geburten - 100 Jahre, Trauungen - 75 Jahre, Sterbefälle - 30 Jahre. Wenn ich nun richtig informiert bin, hat sich Matricula dazu entschlossen, nur bis zum Jahr 1938 zu digitalisieren - Sterbefälle könnten ja auf Grund der Datenschutzfristen bis März 1985 veröffentlicht werden. Der Grund für diese freiwillige Reglementierung ist der Verweis auf die Standesämter, die ab 1939 in Österreich flächendeckend gesetzlich eingeführt wurden.

Falls ich bis jetzt irgend etwas Falsches geschrieben habe, oder etwas verwechselt habe, bitte ich um Korrektur.

Mein Problem ist nun Folgendes: Ich habe nun eine getaufte Dame, geboren 1899. In diesem Taufeintrag wurde das genaue spätere Sterbedatum eingetragen, nämlich 08.01.1981 (also vor über 34 Jahren). Auch das zuständige Wiener Standesamt steht dabei, sogar mit Sterbefallnummer. Leider ist keine Trauung vermerkt, sodass ich natürlich nicht weiß, mit welchem Familiennamen diese Dame beerdigt wurde. Ich habe mich nun höflich an dieses zuständige Standesamt gewandt und habe sofort die Antwort bekommen, dass mir aus datenschutzrechtlichen Gründen NICHT geholfen werden kann (ich hatte aber in anderen Fällen schon positivere Antworten von anderen Standesämtern).

Was stimmt da nun? Wo liegt der Irrtum versteckt? Was sind eure Erfahrungen?

LG
Thomas

Hallo Thomas,

auch Beamte machen Fehler...

Viele Grüße
Reinhard

Hallo Thomas.
Das Problem für das zuständige Standesamt ist, dass Sie den Familiennamen der Dame nicht kennen. Auf "Gut Glück" mit dem Vornamen und Sterbedatum kann/darf Ihnen das Standesamt keine Auskunft erteilen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine persönliche Vorsprache beim Standesamt sehr hilfreich ist.

Der vermeintliche Grund, warum mir nicht geholfen werden kann, wurde mir genau mitgeteilt: DATENSCHUTZ (und nicht Glück, kompliziert, langwierig, schwierig, oder ...) . Ich habe die Sterbefallnummer dieses Sterbefalles bekannt gegeben. Mit "Gut Glück" hat das überhaupt nichts zu tun. Anhand dieser Nummer ist es meines Wissens ein Klax mir zu helfen (was bei anderen Standesämtern schon öfters wunderbar sehr rasch und unkompliziert funktioniert hat) - wenn man nur will.
LG
Thomas

Hallo Thomas,

Ich glaube die am Standesamt sind mit dem Auskunft geben nicht mehr interessiert. Deshalb haben sie am Jahresanfang eine kostenpflichtige Auskunft eingeführt.
Versuche es über die Friedhöfe Wien, www.friedhoefewien.at .
Sie sind sehr freundlich und hilfsbereit.

LG. Fritz

Servus Fritz,
da sollte man jetzt nichts verwechseln. Kostenpflichtige Auskünfte gibt es seit Jänner 2015 beim Wiener Stadtarchiv. Dass die Standesämter so etwas eingeführt hätten wäre mir neu. Das glaube ich fast nicht. Außerdem hätte mir das der Standesbeamte bestimmt geschrieben. Aber nein, der angegebene Grund ist: Datenschutz.

Die Wiener Friedhofsverwaltung wäre schon eine Möglichkeit, aber ohne dass ich den Familiennamen weiß, wird das für die bestimmt eine irrsinnige Sucherei. Die fangen mit der standesamtlichen Sterbenummer wahrscheinlich nichts an. Wie schon gesagt: beim Standesamt wäre ich schon richtig gewesen, aber die verschanzen sich hinter erfundenen Richtlinien und wollen nicht. Wohlgemerkt: man darf jetzt nicht alle Standesämter in einen Topf schmeißen. Mir wurde auch schon oft (bei anderen Standesämtern) rasch und unkompliziert geholfen. Diesbezüglich habe ich bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht.
LG
Thomas

Hallo Thomas,

es ist wirklich vom Standesamt oder eher den Angestellten dort abhängig. Mir erging es ähnlich, denn ich wollte das genaue Datum wissen an dem meine Urgroßeltern geheiratet haben. Ich wusste dass sie 1939 geheiratet im Standesamt ihrer Heimatgemeinde geheiratet haben und so habe ich das Standesamt kontaktiert. Zuerst kam keine Antwort, dann habe ich nochmals geschrieben, danach wurde es mir zu blöd und ich habe angerufen. Am Telefon hat mir der Standesbeamte dann erklärt dass ich diese Informationen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bekommen kann. Selbst mit Nachweis der Verwandtschaft sprich den Geburtsurkunden von mir und der meines Vaters ginge dass nicht. Ich fand das ja sogar lustig denn ich trage ja den gleichen Familiennamen wie mein Urgroßvater.

Ich habe mir gedacht, ich probiere es bei der Diözese St. Pölten, dort bekam ich nach Nachweis meiner Identität, den Geburteneintrag meines Großvaters, der 1933 geboren als ist, via E-Mail innerhalb weniger Tage bekommen. Der Geburteneintrag hat mir aber viele Informationen gebracht die nicht einmal mein Großvater wusste, wie dass er eigentlich ein außereheliches Kind seiner Mutter war.

Meine Geschichte hilft dir zwar jetzt nicht weiter, aber da du das Thema angesprochen hast, dachte ich mir ich schreibe meine negative Erfahrung mit diesem Standesamt. Denn bei meiner Großmutter hatte ich nur positive Erfahrung, denn das dortige Standesamt, hat mir alle Daten, die ich wissen wollte gegeben.

LG Dominik

Lieber Hr. Strenn!

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Letztendlich im Prinzip eine Bestätigung meiner Ausführungen - ich bin ja kein Jurist. Meinen Fall lasse ich absichtlich ein wenig im Dunklen, da ich das betreffende Standesamt nicht brüskieren will.

Ich werde ein wenig Gras drüber wachsen lassen und dann einmal persönlich vorbeischauen. Dann wird's schon klappen.

LG
Thomas

Lieber Hr. Strenn!

Eines habe ich noch vergessen. Sie haben geschrieben:

Weiters empfehle ich Dir bei allen diesen Fällen bei negativer Erledigung Deines Anbringens um eine schriftliche Bekanntgabe zu ersuchen. Dann gibt es einfache Möglichkeiten, sollte die Personenstandsbehörde aus Deiner Sicht nicht den rechtlichen Bestimmungen entsprechend gehandelt haben.

Ich habe schriftlich (per Email) angesucht und die negative Erledigung mit Begründung schriftlich (per Email) zurück bekommen. Darauf habe ich schriftlich (per Email) und sehr höflich sinngemäß geantwortet, dass hier ein Irrtum vorliegen müsste, da der Datenschutz für diesen Fall nicht mehr greift. Seither ist Funkstille.

LG
Thomas

Hallo Thomas, hallo Hr. Strenn,

entschuldige das ich mich noch einmal einmische, aber bei mir war es auch so, dass die Begründung per E-mail zurück kam und ich per E-Mail antwortete und seitdem ist Funkstille. Ich frage mich aber trotzdem warum ich trotz Nachweis der Verwandtschaft keine Auskunft bekommen habe. Ich brauche die Informationen des Standesamtes nicht mehr, aber verärgert bin ich darüber trotzdem.

LG Dominik

Servus Dominik! Bitte nicht entschuldigen - keine Sorge in Punkto "einmischen". Dies ist ein offenes Forum. Jeder darf und soll zu all jenen Themen seinen Senf dazu geben, zu welchen er will (solange es zweckdienlich ist und in einem höflichen Rahmen bleibt). Ich gebe meine Erfahrungen genauso ab wie du.

In meinem Fall nimmt es ein Beamter eben ein wenig zu genau. In deinem Fall ist es aber noch viel schlimmer, da du ja sogar ein direkter Nachfahre bist. Dass du da verärgert warst kann ich nachvollziehen - da wiehert der Amtsschimmel gehörig (ich glaube, ich kann sogar die Ärmelschoner sehen).

LG
Thomas

Lieber Herr Strenn!

Wie bedeutend ist ihrer Meinung nach jene "Unschärfe" zwischen
§ 51 Abs. 1.: ... Recht auf Auskunft ... , sowie auf Ausstellung von Personenstandsurkunden und Abschriften zu ...
und
Abs 5.: Einschränkungen des Rechts auf Einsicht, die sich aus Abs. 1 ergeben, gelten ...

Einmal hat man auch das Recht auf Ausstellung von Abschriften, dann nur auf Einsicht. Ich kann mir durchaus vorstellen, das man bei den Ämtern sagt: "gem. § 51 Abs. 5 machen wir nach Ablauf der Schutzfristen keine Abschriften mehr, wer Informationen will, soll vorbeikommen."

Viele Grüße, Peter