Hallo liebe Mitsucher, ich suche im Moment in den Herrschaftsbüchern zu meinem Wohnort im Jahr um 1650. Da habe ich festgestellt, dass die Bewohner oft die Häuser gewechselt oder getauscht haben. Z.B. ein Paul Dunkl wechselte das Haus zwischen ca 1656 und 1661 drei mal. Und das ist kein Einzelfall. Gibt es dafür eine Erklärung? Vielen lieben Dank. guss

Ein Grund dafür waren sicher oft die "Vermögensverhältnisse" (- So ist es mir von Leuten älterer Generationen erklärt worden ...). Der Bauer mit dem kleineren Hof, aber mit erwirtschafteten, -sparten, -erbten, -heiratetem Vermögen hat die Schulden des größeren getilgt und dafür den größeren Hof übernommen, der andere hat schuldenfrei am kleineren weiterwirtschaften können. Aber solche "Transaktiionen" müsste eigentlich in den Herrschaftsakten zum Ausdruck kommen.

Robert.

Hallo Robert, vielen Dank für die Erklärung, das leuchtet mir auch ein. Ich habe jetzt gleich bei zwei Hauskäufen nachgesehen und tatsächlich ist da auch immer von Übernahme der Außenstände die Rede. Ich werde mir dann einen oder zwei, die sehr oft gewechselt haben genauer ansehen. Ist interessant. Vielen Dank. LG guss

bei uns im Ort ist in dieser Zeit auch ein reger Verkauf und Kauf von Häusern und somit auch übersiedeln bzw gleich der Besitz mehrerer Häuser. kein Vergleich zu späterer Zeit

ich vermute mal (also nur so mein Verdacht) war damals nicht eine kleine Bauernbefreiung? kann das sein, dass sich in dieser Zeit herausgestellt hat, wer wirtschaften konnte und wer nicht?

Hallo Vitulus, danke für deine Anmerkung. Wer wirtschaften konnte und wer nicht, das schlägt in die selbe Kerbe wie Robert gemeint hat. Der, der besser wirtschaften konnte, durfte/konnte einen größren Hof übernehmen. Ob das mit einer Art von Bauernbefreiung zu tun hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat jemand eine Idee dazu. LG guss

Bei meinem Vorfahren war es so, dass er ein baufälliges Halblehenhaus von der Herrschaft zugewiesen bekommen hat mit der Bedingung es innerhalb von 2 Jahren (23.04.1675 - 23.04.1677) zu renovieren. Als Gegenleistung bekam er eine Steuer- und Robotbefreiung für diese Zeit, mit Ausnahme auf die Hofbreiten, Hofweingarten/gärten und Hofwiesen. Ich vermute, dass er zwischen 1670 und 1675 geheiratet hat. Jedenfalls ist seine 1. Tochter laut Angaben in den Pfarrmatriken um 1671 getauft worden.

Hier der Originaltext:

Jacob Hamer empfangt Nuz und Gewähr umb ain ganz bawfölliges Halblehenhaus in Ober Eubestall: neben Mathias Loybell: und Georg Prinzen ligent,
darain gehören 5 1/2 gwanten akher, undt dient jährl. 22 krl :2 d:/ (Hausdienst) welches er dergestalten umb den dienst aufgenomben,
das er der kayserl: gaaben , undt der Roboth auf zwey Jahr (ausser Hoffpraitten, Hoffweingartten, und Hoffwisen:) als von S:Georgi 675 bis S:Georgi 677:genzlichen befreyet sein solle,
doch solle er in solcher Zeit das Haus fleissig auferbawen, undt darauf ainen getreuen underthan abgeben.
Wilfersdorf: den 25 April ao: 1675

Jacob Hammer 1675.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Kurz nach dem Tod seiner 1. Ehefrau (+14.01.1685) hat er wieder geheiratet und so ein 2. Halblehenhaus (geschätzt auf 50 fl.) erheiratet, welches bis zu seinem Tod (Ende 1701/Anfang 1702) im Besitz war. Diese 2. Halblehenhaus (Schätzwert: 150 fl) dürfte wohl dann in den Besitz seines Bruders gekommen sein.

Jedenfalls ist in den Gewährbucheintrag von 1702 folgendes zu lesen:

Michl Ardaker empfangt Nuz und Gewähr umb ein behaußtes Halblehen, neben Georg Printz, undt eines Hoffgartten liegent, dient jährl: fürstl: max: lichtenstl: Herrschaft Wülferstorf 22 xrl : 2 d welches er von Martin Hamer (Bruder von Jacob ?, Jacob und Margarethe Hamer - durchgestrichen) erkaufft per 150 fl.

Gewährbucheintrag - 1702.png - Bild entfernt (keine Rechte)

Lg Bernhard