Liebe Forschergemeinde,

Wo könnte man sich über Kleidungsstücke aus dem 16. Jhd. erkundigen?

lg Walter

|addpics|k1g-5-ef46.jpg|/addpics|

Hallo,

ev. im Museum für angewandte Kunst in Wien, bzw. generell in einem Museum oder bei der Schneiderinnung, ev. auch in Modeschulen.

LG Maria

was willst du wissen ?

was willst du wissen ?

Alles! z. B.
1 Purpianischer mit Fuchskhlären fuetter unterzogener Mannß?ilrokh was sind Fuchskkhlären, hat sicher was mit Fell zu tun ...
1 schwarz wullener mit Fuchs khlärn unnd fueteter Mützen
1 Reitterfarben purpianer Mannßmantl reiterfarben? oder purpur?
1 lidener Wammeß mit schwartzen gefärbten Pockhfellen 2-4-…
1 alt parchanter Wammes parchant?
Ain alter rot taffanter leib, mit schambloten Ermeln irchen Hosen?
1 Irchen Par Hosen mit taffant außgezogen 1-4-…
1 schwarz geferbter Irchenns gallaten gsaß 2-…-…
1 lidren Gsäß daran zwen wollen Stumpf …-4-…
1 weichsl Praun wollen Par Hosen mit sameten Strichen 1-…-…
1 gwand Porten

... und ich will nicht nur wissen, was das ist, sondern auch, wie das ausgesehen hat. (Ich habe natürlich nicht nur diese Seite ... ) auch z. B.: Feenhaube, erzene Haube, ...

Ich glaube nicht, dass die heutige Innung mit allen diesen Wörtern etwas anfangen kann (außer vielleicht mit taffant, samet, lidren, aber die weiß ich selber ...), auch das Museum für angewandte Kunst kann ich mir nicht vorstellen.

lg Walter

Guten Morgen Walter,
wichtig wäre mal über welche Weltgegend wir hier sprechen - Österreich nehme ich an!?
Ich hätte das da online gefunden, was einige Begriffe erklärt (allerdings Regensburg):
https://books.google.at/books?id=x9WEDwA...ge&q=43&f=false
Abbildungen zu der entsprechenden Kleidung kann ich nicht anbieten
-parchant ist Barchent, gibt's immer noch
-zu den Fuchskhlären fällt nicht mal meinem mhd Wörterbuch etwas ein.
Es gibt wohl etliche Textilmuseen, auch solche volkskundlicher Art, habe zumindest online nichts in deren HP gefunden
Interessantes Dokument und Thema, ich suche weiter.
Gruss MM

es wär noch interessant welche Gegend in Ö

und derjenige war definitiv nicht arm.

Hetzendorf hat ein Museum für geschichtliche Mode - da würd ich mal anfangen, die können dich sonst weiterleiten.

Khlären tippe ich mal auf die Bezeichnung beim Fell, also ob es nur der Rücken ist (was wieder teurer wär) oder nur die Reste von den Beinen - aber nur Spekulation.


Halt uns auf dem Laufenden, finde ich total interessant

Hallo an Alle,

der Text stammt aus der "Weltgegend" Wachau, 1584. Es handelt sich (wie sollte es dort anders sein) um einen bürgerlichen Weinhauer. Ich habe überhaupt den Eindruck, dass die Leute vor dem 30-jährigen Krieg begüteter waren als danach. Z. B.: findet man Himmelbetten und Federbetten danach viel seltener oder gar nicht mehr.

In Inventurprotokollen scheint sehr selten auch die Leibskleidung detailliert auf, meistens nur pauschal als "deß verstorbnen Laibsklaidung", und was interessanterweise noch selterner ist, sind Schuhe! Wurden die nicht in die Inventur einbezogen? Die könne bei solchen Kleidern doch nicht barfuß gelaufen sein.

"Khlären" ist sicher nicht der Rücken, der heisst Ruckhen (z.B.: Khinigruckhen)

jedenfalls danke euch beiden, werde mal eure infos checken.

LG Walter

P.S.: übrigens, "erzene Haube" ist die "Wachauer Goldhaube"!

Zur Feenhaube könnte dieser Link passen: https://de.wikipedia.org/wiki/Feh_(Kleidung)
Fäh ist allerdings auch der weibliche Fuchs.

In Oberösterreich war die Goldhaube ursprünglich Teil der bürgerlichen Kleidung und ist erst recht spät (ab 1800 wenn ich mich recht erinnere) über die "großen" Bauern im Zentralraum Teil der bäuerlichen Tracht geworden. Da ist das (schwarze) Kopftuch (Gugl) ursprünglicher.

Robert.

Zum Schuhwerk:
wurde sehr wohl hin und wieder angegeben, jedoch wurde dieses zumal bei bereits bettlägerigen Leuten umgehend den nächsten Verwandten (Söhnen) weitergereicht.
Bei der Aufgrabung unseres kleinen seit etwa 200 Jahren aufgelassenen Ortsfriedhofes kamen etliche Schuhe zum Vorschein, man hat also die Toten damit auch bestattet. Mehr als 1 paar Stiefel oder Schuhe habe ich in sehr wenigen Inventurprotokollen gefunden, wenn diese überhaupt noch vorhanden waren und einen gewissen Wert darstellten.
Zum Fell:
sehr beliebt bei wohlhabenden Leuten war zu jener Zeit zumal als Mützenverbrämung das weiche Fell der Fuchskehle, ich habe aber keine etymologische Verbindung mit dem Wort "Khläre" herstellen können.
Sende Dir PN
freundliche Grüsse MM

Hallo RobertD,

hast du dir den Feenhauben-Link genauer angesehen? Bei mir steht da rein garnichts.

Hallo Miss Marple, das mit den Schuhen leuchtet mir ein, wenn, dann hab ich auch nur Stiefel gefunden (nicht im Grab, sondern im Inventurprotokoll).

lg

Zur Feehaube hätte ich auch eine Erklärung gefunden, das "Grauwerk" vom Feh (Eichhörnchen) war wohl überaus teuer:
https://books.google.at/books?id=VJkUAAA...rauwerk&f=false
freundliche Grüsse Jane Patience Marple

Aus irgendeinem Grund war die hintere Klammer nicht Teil des Links, ich krieg es auch nicht hin. mach bei der Adresse einfach die Klammer am Ende zu. Da geht es genau um die von Miss Marple erwähnten Felle.

Robert.

hmm

ich habe es auch so im Kopf, dass die Goldhaube erst um 1800 als Bürgerhaube aufgekommen ist. War da die Wachau so viel früher dran als OÖ?

noch was fällt mir grad ein - hab irgendwann mal Ausflugsziele gesucht und bilde mir ein, ein Goldhaubenmuseum oder sowas in der Wachau ergoogelt zu haben, aber da war nicht sehr ergiebig und für einen Bus viel zu klein.

Nach Durchsicht zahlreicher Wachauer Inventur-Listen habe ich durchaus bereits um die Mitte des 18. Jh. "Weiberhauben mit goldenen Spitzen" o.ä. gefunden, wenn auch nur vereinzelt und bei den sehr wohlhabenden Bürgern (Holzhändler, Salzversilberer, Handelsmann etc.) Als regelrechte Bürgertracht dürfte die Wachauer Goldhaube (Brettlhaube) tatsächlich allgemein erst ab 1780 getragen worden sein, wie ich meine.
Waltenchamuns gefundene "erzene Haube" ist ein seltenes Beispiel dafür, daß diese Dinger schon viel früher existierten, deshalb so spannend.
Das Goldhaubenmuseum befindet sich in Mautern/ Donau und mehr als 10 Leute sollten nicht hineinpassen, ist eine Privatsammlung soviel ich weiß.
freundliche Grüße aus der Wachau von Miss Marple
Goldhaubenbesitzerin

wow
immer wieder spannend, hätte nicht gedacht, dass es so früh schon Goldhauben gegeben hat.

lg
Vitulus, theoretisch mit Kopftuch, aber das Kleid ist "geschrumpft"