Ich habe ein Problem mit der Interpretation des Herrschaftsbuches über den Küchendienst und hoffe, dass jemand sich da besser auskennt als ich.
Z.B. auf dieser Seite:
https://www.familysearch.org/ark:/61903/...5601&cc=1929847
Michael Schaller Agnes uxor
Barthl Rosenstetter
Merth Stoiber
Warum ist der Barthl Rosenstetter so hell geschrieben? Ist das Zufall? Auch auf den anderen Seiten ist meist einer so hell geschrieben.
Was bedeutet das Wort neben dem Barthl Rosenstetter?
Und neben dem Michael Schaller?
Und die wichtigste Frage:
In dem Grundbuch sind alle drei angeführten Namen anderen Häusern zugeordnet. Warum sind sie hier einem Haus zugeordnet?
Oder bezieht sich der Küchendienst nicht nur auf ein Haus?
Viele Fragen und vielen Dank für jede Erklärung, guss

Ich nehme an, die helleren Einträge sind später mit anderer Tinte geschrieben worden, es handelt sich ja auch um eine andere Handschrift.

Die Abgaben sind Hühner, aber was "Faschangshennen" und "Holzha(h)nen" genau sind, kann ich auch nicht sagen.

Robert.

Das Fastnachtshuhn ist eine uralte Abgabe:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Fastnachtshuhn

Bei den Holzhähnen könnte ich mir vorstellen, daß sie in die Kategorie der Rauchhühner gehören und für die Nutzung des Brennholzes gegeben werden mussten:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rauchhuhn

In Pascals erstem Link ist auch von der synonymen Bezeichung "Halshuhn" die Rede! An einer Stelle in der Quelle von guss habe ich "Halzhanen" gelesen, aber das hat da noch weniger Sinn für mich ergeben ...

Robert.

Vielen Dank für diese Ausführungen. Wenn ich das richtig verstehe, wurden die Abgaben immer einem Haus und seinem Besitzer zugeordnet. Dann müssten aber die Hausinhaber lt. Grundbuch gleich denen im Dienstbuch sein. Oder verstehe ich da etwas falsch? LG guss

Hallo,

als erstes zur hellen Schrift: Das Buch geht über 62 Jahre (1571-1633). Solange war selten jemand "Pächter auf einem Haus. Das bedeutet, dass Michael Schaller 1571 aus dem alten Buch übertragen wurde. Bartl Rosenstetter hat dann z. B. 1600 übernommen (das genaue Datum geht leider nicht hervor), Merth Stoiber irgendwann vor 1633. Genaueres könnte man nur über andere Dokumente wie Sterbematriken, ... herausfinden.

Die Faschinghenne hat Pascal schon ausführlich erklärt.

Ich habe noch nie gelesen, dass sich ein Dienst von z.B. Faschinghennen, Eier, ... auf etwas anders (ausser Bargeld gewandelt hat) und gehe davon aus, dass der Bartl, wie auch der Merth eine Faschingshenne, 15 Eier und 2 Pfund Käse (oder je 12 Pfennig) zu liefern hatten. Das "Halshuhn" lese ich als holtzhau(e)r, also den Beruf des Bartls.

Die Zuordnung zu Häusern geht m.M. nicht aus dieser Aufstellung hervor (wobei es natürlich Sinn machen würde). es ist hier lediglich angeführt, dass es sich bei allen 3 um Halblehner handelt.

Lg Walter

Ich sehe gerade, dass auf der nächsten Seite eh die Jahre, in denen der Dienst geleistet wurde, eingetragen ist. Die Aufstellung scheint mir aber sehr lückenhaft und unvollständig zu sein.

Walter

Vielen Dank an Walter für die ausführliche Erklärung. LG guss

Walter ist bei diesen Quellen auf jedenfall beschlagener als ich, aber beim Halshuhn bleibe ich.
Zuerst habe ich auch "Holzhauen" gelesen (-hauer steht sicher nicht da!) und als Dienst verstanden. Aber es steht in fast jedem Eintrag als Angabe des Dienstes, kann also nicht einen Beruf angeben. Dann habe ich versucht, herauzszufinden, ob der Schreiber der 2. Einträge (hellere Schrift) u-Hakerl macht oder nicht (hat er zumindest hier) und unter anderem diese "Halzhanen" gefunden und inzwischen auch diese "Hollshaanen". Vor allem letztere sind für mich ein Beleg, dass es sich um Hähne handelt und nicht ums Hauen.

Robert.

Sehr interessantes Thema!

Ich bin mir 100%ig sicher, dass der 1. Teil des Wortes "Holtz" heisst.

Das mit dem Beruf nehme ich zurück (und hätte in dieser Aufstellung nur zur Unterscheidung eines Untertanen mit gleichem Namen Sinn gemacht).

Als Dienst ist mir schon oft auch Holzhacken untergekommen, jedoch haben mich beim 1. Eintrag die (vermeintlichen) u-Hakerl irritiert. Wie der Schreiber dieses Wortes es geschafft hat, es auf so unterschiedliche Weise zu schreiben, schließt vermutlich auf dessen Qualität.

Ich schlage nun vor, dass es "Holtzhaccen" heißt, siehe untenstehenden link, wo auch der Jakob "Jaccob" heißt. Die Mengenangabe bezieht sich entweder auf 2 Tage bzw. 2 Klafter.

https://www.familysearch.org/ark:/61903/...5601&cc=1929847


lg Walter

Nachtrag:
Die hellere Schrift stammt von verdünnter Tinte. Die Schreiber haben die Tinte verdünnt, wenn sie zur Neige ging und Nachschub nicht so bald in Sicht war.

Walter