ich habe hier eine schwere Aufgabe. Es geht um Hans Gagier, den seine Frau verstoßen hat (den Grund habe ich noch nicht herausgefunden) und in div. Briefen an sie (in deutsch) um Nachsicht und um ihre Rückkehr bittet. Dies ist der einzige Brief in Latein, den er jedoch nicht seiner Frau, sondern an die Gemeinde geschickt hat (in der er Hausverbot hat).
Meine holprige Abschrift: Ersamer Weißer Her Richter. Conditio officii mei (?ipter reveretiam Chri ac timorem die, Reipubliceoß? Probe et simtere tutande ac iubernade) me Adixit pstantie vre revelare, firma fide, abso? Dissidio et orgi? Miudia Paulum Pistatorem nri oppidulis, situ ac ?orroboratu in Cinem, qui etia aliis deberet pee= Tu senectute, tu uite moribus. Ita in tocinnu? Intopositum ac mordi natum se Exise, ac nanisie romisise, ta inxens facinus, roram de? Et hoibus abominabile Affirmo, Nempe nudio tertio hinc pterlapso in Nuptiis Walkam (vermutlich sein Schwager), post vesp= Timis tpibus, rora omibus circumsedentibus publice ac temere, irrefrenata Lingua, ad oia piter fercula, ita deu opt: maxim blasphemasse et irritasse Deos deas?, no bis ter, sed undeinxesies? Haud mi? Coelum ruisset, et opuisset Oes assessores in caliginosas terras, ? grave aut deus blasphematores pinniet, ac tarditatem ulcionis gravitate pene reropesabit, potest pstatia uva plexere Matheus .. Jacobus s do Leviticu 19 c …. Deuteronomion … … hier folgen 8 Zeilen Bibelzitate … … nit wiert Khinder besch?. Verfluecht wiert sein dein ausgang und eingang u? In Libris Re?? 6 ra/ca? Paralipomend 2 Li ra 7 us? Haec Scribere simoularis Arrius? Et verus amor Zelotipi? Vere in Chrm. Ropellit, ipter inrametin ovod Veritati adherere. Damit ?z r lv lieb ist ? W ? Magnificand? ? d?us in abus? Srtis sinis Gott läst sein nit spotten Gagier
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Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen kann
Ich fang einmal mit ein paar Zeilen an, im Ganzen ist es mir grade zu viel ... Der Text enthält viele lateinische Abbreviaturen, die ich zum Teil ohne Nachschlagen auflösen kann, zum Teil erst später, wenn es niemand anderer übernimmt. In den nächsten Tagen werd ich vermutlich nicht so viel dazukommen.
Ich denke der Beginn des Textes sollte lauten:
"Ersamer Weiser Her Richter. Conditio officii mei propter reverentiam Chri(sti?) ac timorem dei, Reipubliceque probe et sincere tutande ac iubernande) me adigit prostantie v(est?)re revelare, firma fide, absque Dissidio et origin? invidia Paulum Piscatorem nostri oppidulis, situm ac corroboratum in Civem, qui etiam aliis deberet pee??? tum senectute, tum vite moribus. Ita in cocinnum incompositum ac inordinatum se egisse, ac vanissime romisise?, tam ingens facinus, coram deo Et hominibus abominabile affirmo, Nempe nudio tertio hinc proterlapso in Nuptiis Walkam (vermutlich sein Schwager), post vesper= tinis temporibus, coram omnibus circumsedentibus publice ac temere, irrefrenata Lingua, ad omnia periter fercula, ita deum optimum maximum blasphemasse et irritasse Deos deasque, no bis ter, sed undevigesies Haud mirorum si Coelum ruisset, et operuisset Omnes assessores in caliginosas terras, que grave aut? deus blasphematores puniet, ac tarditatem ulcionis gravitate pene rero?pensabit, potest prostantia vestra? perlegere"
"Matheum 5.o capitule, Jacobum 5. (dito?) Leviticum 19. c. idem 24. c. Deuteronomion 5. ca.o Idem 10 Cap.e spicht er O Israhel, das ist ain ietzliche glaubige Seel, was fordert der her dein Gott von dier dan das du den Herrn deinen Gott furchtest, das du in allen seinen Wogen wandlest, und liebest in unnd dienest dem Herrn deinem Got aus gantzem Hertzen auch, das du das Gebot des Herren haltest, idem 11.c. Wen Ir mein Gebott haltet so wil ich eurem Land Regen geben zu seiner Zeit auch Idem 28. ca. Wierstu meinen Namen viel ...?.so wierstu sein verfluecht auf dem Acker, ...? dem Haus, auf dem Bott das ist das dier Gott nit wiert Khinder bescheden?. Verfluecht wiert sein dein Ausgang und Eingang us.? in Libris Regum 6. ca. Paralipomenum 2. ..? ca. 7 us. haec scribere singularis arrig? et verus amor zelotigie? vere in Christum compellit propter iuramentem quod iuravi an? praeterlapso (so auch oben statt proterlapsus!) deo et hominibus firmiter secundum intellectum meum veritati adherere. Damit was er ... lieb ist
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magnificandus est deus in omnibus sacramentis? suis Gott läßt sein nit spotten. H Gagier."
Beim Gülle-Ausbringen habe ich möglicherweise die erste Konstruktion halbwegs geknackt:
"'Der Grund meines Amtes' drängt mich wegen der Ehre Christi und der Gottesfurcht und des öffentlichen Interesses, geschütz und empfohlen durch den festen Glauben, Eurer Vorzüglichkeit ehrlich und klar zu offenbaren ..."
"... zu offenbaren wegen der Zwietracht und der ganzen(?) Feindschaft (gegen?/betreffend?) Paul, den Fischer unseres Dorfes, ansässig und anerkannt in der Bürgerschaft, der auch sonst den Vorzug verdiente wegen seines Alters und den Lebensgewohnheiten. Er hat sich in der Küche plump und unordentlich verhalten, eitelst aufgeführt, bis hin zu der großen Schandtat, vor Gott und den Menschen, garstig, ich versichere, allerdings dreimal in 4 vorbeigegangenen Tagen bei den Hochzeitsfeierlichkeiten des Walkam nach abendlichen Zeiten vor allen öffentlich und heimlich Dabeisitzenden mit zügelloser Zunge ..."
"(ad omnia per iter fercula), so den gnädigsten und höchsten Gott lästernd und nichtig Götter und Göttinnen, nicht zwei, drei, sondern neunzehn, es wäre nicht verwunderlich, wenn der Himmel einstürzen würde, und alle Gehilfen in finsteren Ländern verschließen würde und aber Gott die Lästerer schwer stafen wird und die Verzögerung der Vergeltung? die Schwere der Strafe wiederaufwiegt. Eure Vorzüglichkeit kann nachlesen ..."
"nachlesen in Matthäus 5. Kapitel, Jakobus 5.?, Levitikus 19. Kap., ebenso 24. Kap., Deuteronomium 5. Kap., ebenso 10. Kapitel spricht er:"O Israel" - das ist jede gläubige Seele - "was fordert der Herr, dein Gott von dir, außer dass du den Hernn deinen Gott fürchtest, dass du auf all seinen Wegen gehst und deinen Gott aus ganzem Herzen liebst und ihm dienst und dass du das Gebot des Herrn hältst", ebenso 11.Kap. "Wenn ihr mein Gebot haltet, so will ich eurem Land Regen geben zur rechten Zeit", auch ebenso 28. Kap. "Wirst du meinen Namen viel nennen so wirst du verflucht sein auf dem Acker, in dem Haus, in dem Bett - das heißt, dass dir Gott keine Kinder schenkt -, verflucht wird sein dein Ausgang und dein Eingang" usw. In den Büchern der Könige 6. Kap., Bücher der Chronik ... Dieses Schreiben hat alleine aufgerichtet die wahre, eifernde Liebe, die in Christus zusammenfließt, nach dem Eid, den ich vor? Gott und den Menschen geschworen habe, entsprechend meiner Einsicht fest an der Wahrheit festzuhalten.
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Gepriesen sei der Herr in allen seinen Sakramenten? Gott lässt sich nicht verspotten, H. Gagier"
"Ersamer Weiser Her Richter. Conditio officii mei propter reverentiam Christi ac timorem dei, Reipubliceque probe et sincere tutande ac iubernande) me adigit prostantie vestre revelare, firma fide, absque Dissidio et origin? invidia Paulum Piscatorem nostri oppidulis, situm ac corroboratum in Civem, qui etiam aliis deberet praeestem tum senectute, tum vite moribus. Ita in cocinnum incompositum ac inordinatum se egisse, ac vanissime comisise, tam ingens facinus, coram deo et hominibus abominabile affirmo, Nempe nudio tertio hinc praeterlapso in Nuptiis Walkam (vermutlich sein Schwager), post vesper= tinis temporibus, coram omnibus circumsedentibus publice ac temere, irrefrenata Lingua, ad omnia periter fercula, ita deum optimum maximum blasphemasse et irritasse Deos deasque, non bis ter, sed undevigesies Haud mirorum si Coelum ruisset, et operuisset Omnes assessores in caliginosas terras, que grave aut deus blasphematores puniet, ac tarditatem ulcionis gravitate pene recompensabit, potest prostantia vestra perlegere Matheum 5.o capitule, Jacobum 5. (dito?) Leviticum 19. c. idem 24. c. Deuteronomion 5. ca.o Idem 10 Cap.e spicht er O Israhel, das ist ain ietzliche glaubige Seel, was fordert der her dein Gott von dier dan das du den Herrn deinen Gott furchtest, das du in allen seinen Wogen wandlest, und liebest in unnd dienest dem Herrn deinem Got aus gantzem Hertzen auch, das du das Gebot des Herren haltest, idem 11.c. Wen Ir mein Gebott haltet so wil ich eurem Land Regen geben zu seiner Zeit auch Idem 28. ca. Wierstu meinen Namen viel nennen,.so wierstu sein verfluecht auf dem Acker, in? dem Haus, auf dem Bott das ist das dier Gott nit wiert Khinder bescheden. Verfluecht wiert sein dein Ausgang und Eingang us.? in Libris Regum 6. ca. Paralipomenum 2. ..? ca. 7 us. haec scribere singularis arriget verus amor zelotigie vere in Christum compellit propter iuramentem quod iuravi an praeterlapso deo et hominibus firmiter secundum intellectum meum veritati adherere. Damit was er ... lieb ist
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magnificandus est deus in omnibus sacramentis? suis Gott läßt sein nit spotten. H Gagier."
Man merkt die ausschweifende und doch nichtssagende Ausdrucksweise, die er auch in den deutschen Briefen an den Tag legt (Ich kann mir gut vorstellen, welchen Beruf er in heutiger Zeit hätte). Der Brief hat zwar nichts mit dem Ehestreit des Hrn. Gagier zu tun, betrifft aber einen Vorfall, der bei der Hochzeit seines Schwagers Sebastian Walcham stattgefunden hat. Werde schauen, ob ich da noch etwas finde (nach der Coronazeit).
Aus welcher Zeit stammt denn der Brief genauer? (Nehme an um oder vor 1600?) Welches Amt hat er denn gehabt? Und was für eine Ausbildung? Er scheint auch Zugang zu theologischer Literatur gehabt zu haben, denn ich nehme nicht an, dass er sich die Bibelstellen selber rausgesucht hat. Auch die deutsche Übersetzung wird nicht von ihm stammen. In diesem Zusammenhang ist mir die Form "wirstu" aufgefallen, die ich aus dem Mittelhochdeutschen kenne, von der ich aber nicht weiß, wie lange sie verwendet worden ist. Kommt diese Zusammenziehung von Verb und Pronomen auch in seinen deutschen Briefen vor?
Ich bin mir nicht sicher, ob seine Schreibweise nicht auch zeit- und standestypisch war.
Hallo Robert, der Brief stammt um 1545 (Hochzeit des Sebastian Walkham zw. 1540-1548). Hans Gagier war Bürger in Krems und Weissenkirchen, bzw. hatte auch Besitzungen in Krems (er hatte mind. 2 Häuser). In das Haus in Weissenkirchen hat sich 1547 seine Frau geflüchtet, dort hatte er Hausverbot). Den Beruf konnte ich noch nicht eruieren, möglicherweise Weinhauer, auch wenns noch so unglaublich klingt (sein (Ur?)Großvater (ebenfalls) Johann Gagier/Gagerer war 1439 Zechmeister der Frauenzeche in Weissenkirchen). In seiner Verwandschaft finden sich zumindest einige Weinhauer/Hofmeister aber auch Bäcker und Schulmeister.
wirstu, bistu ist mir schon öfter aus dieser Zeit aufgefallen (bistu z.B.: 1576, auch noch 1619), jedoch (noch) nicht in den Briefen. wirstu kenn ich natürlich, hab ich aber in der Schnelligkeit keins gefunden.
Seine Schreibweise ist sicher zeittypisch, jedoch schon am oberen level, was Ausschmückung und Umschreibung betrifft. Andere Dokumente und Briefe aus dieser Zeit, die ich bisher gesichtet habe, sind schon viel sachlicher.
... Auch die deutsche (Bibel-)Übersetzung wird nicht von ihm stammen ...
Die Luther-bibel war aber schon 10-20 Jahre da? Leider kenn ich den Originaltext nicht. Ich habe eine Bibel von 1703, da beginnt der Text so : Und nun Israel,was fordert der Herr dein Gott von dir ohn daß du den Herrn deinen Gott förchtest und wandelst auf seinen wegen und ihn liebest ...
Danke für die Antworten! Ich finde solche Geschichten sehr spannend.
Also was auch immer sein Beruf war, er hat sicher eine "höhere" Ausbildung. Auch wenn ich selber kein wirklicher Lateiner bin, scheint mir das nicht da ungelenkeste Latein zu sein, das mir in Gebrauchsschriften dieser Zeit (- bzw. der etwas späteren, denn vor 1600 habe ich noch kaum Quellen bearbeitet) untergekommen ist, sonst hätte ich mir auch bei der Übersetzung leichter getan. (Übrigens hätte ich immer noch gerne, dass sich das jemand anschaut, denn da ist sicher vieles noch fehlerhaft!) Wenn ich den Anfang auch nur ansatzweise richtig verstehe, beruft er sich da mit "conditio officii" auf ein "Amt", eine Anstellung, nicht nur auf seine "Pflicht", wie man officium auch übersetzen könnte. Und am Ende ist von einem Eid die Rede, das würde ich auch auf eine herrschaftliche, öffentliche oder kirchliche Stellung beziehen.
Naja, ob man die Lutherbibel zu dieser Zeit verwenden konnte oder nicht, hängt von der konfessionellen Situation und Umgebung ab, würde ich sagen. Ich werde versuchen, ob ich eine Übereinstimmung herausfinden kann, sehe gerade, dass es 18 gedruckte katholische deutsche Bibelübersetzungen vor Luther gab.
Warum ich nicht annehme, dass er das deutsche Zitat direkt aus einer Bibelübersetzung nachgeschlagen hat, ist der erklärende Einschub "- das ist eine jede gläubige Seele -", das ist eher vielleicht aus einem Predigthandbuch oder ähnlichem entnommen. Aber ich werde morgen schauen, ob sich genaueres feststellen lässt.
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27.11.2020 20:01
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