Hallo Kollegen,

Rudolf Dörrich (*1887 Milbes/Milovany) heiratete 1913 und kam 1914 in russische Kriegsgefangenschaft.
Im Jahr 1943 wurde in der Presse seine Rückkehr gemeldet.
Im Jahr 1917 hat er eine Russin geheiratet und hatte mir ihr vier Kinder.
Wie war das möglich? Danke für eure Antwort.

Viele Grüße
OskarDörrich Rudolf Kriegsheimkehrer.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Wie kann er nach 80 Jahren wieder in seine Heimat zurück gekommen sein wenn er 1914 in russische Kriegsgefangenschaft kam und 1943 die Presse seine Rückkehr meldete? Das sind 29 Jahre!
Wird nicht der einizge gewesen sein der nach seiner Kriegsgefangenschaft dort blieb und dort heiratete.

Die Zahl ist 30, nicht 80.

Hallo Kollegen,

allerbesten Dank für eure Infos.
Ich dachte, Kriegsgefangenschaften dauerten bis Ende die Krieges oder länger.


Viele Grüße
Oskar

Es steht ja nicht da, dass er so lange in Gefangenschaft war. Wenn er dort geheiratet hat, wird er wohl zumindest auch deshalb dort geblieben sein.

Robert.

Es wäre wohl interessant, näher zu erforschen, wie das alles abgelaufen ist. Die erste Frage wäre: Wie konnte er ein 2.x heiraten und warum wollte er das? Ist die 1. Frau gestorben, waren sie nach so kurzer Zeit schon wieder geschieden oder hat er die 1. Ehe verschwiegen, sprich war rein rechtlich ein Bigamist?
Dann das Datum der Hochzeit - stimmt es, und wenn ja, ist ihm davor vielleicht eine Flucht aus dem Lager geglückt oder hat er schon während der Lagerzeit geheiratet?
Und gab es die Gefangenschaft auch wirklich oder hat er sie erfunden?

Hallo Irene,

diese Fragen habe ich mir auch gestellt.
Die erste Ehefrau Anna geb. Sohr hat 1924 wieder geheiratet in Neudorf/Nove Oldruvky. Ich warte gerade auf die Kopien/Scans des Heiratseintrages.
Hier muss auch etwas über die Todeserklärung ihres 1. Ehemannes stehen.
Die 2. Ehefrau Fitini geb. Kurganow wurde am 28.08.1883 in Sastarinje Kreis Witebsk geboren und ist am 20.08.1961 in Frankenberg/Eder verstorben.
Im Sterberegistereintrag ist zu lesen, dass sie im August 1917 in Taiga geheiratet haben aber dazu keine Beurkundungen vorliegen.
Nun, einmal sehen, was der Heiratseintrag Rudolf Knopp und Anna Dörrich bringt.

Viele Grüße
Oskar

Heute habe ich Auskunft von einem Fachmann erhalten:

Die Geschichte des von Ihnen erwähnten Rudolf Dörrich ist wirklich höchst interessant. Sie ist aber auch nicht ganz außergewöhnlich. Es kam in russischer Kriegsgefangenschaft gelegentlich vor, dass Kriegsgefangene - zur Arbeit in der Landwirtschaft abkommandiert - Beziehungen mit russischen Frauen eingingen. Dies insbesondere nach den russischen Revolutionen 1917, als sich die Bewachung der Kriegsgefangenen lockerte. Die ersten Repatriierungen erfolgten bereits 1917, während andererseits viele Kriegsgefangene aus Russland erst 1919, 1920 oder 1921 in die Heimat zurückkehren konnten. Und einige - wie Rudolf Dörrich - eben weiter in Russland blieben.
Formal endete der Krieg des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns mit Russland mit dem Frieden von Brest-Litowsk vom 3. März 1918, nachdem ein Waffenstillstand an der gesamten Ostfront schon am 15. Dezember 1917 in Kraft getreten war.
Genauere Angaben zum Lebensweg Rudolf Dörrichs ließen sich wohl nur anhand seiner Personalakten eruieren; diese befanden sich aber in der Regel am Sitz des einst dafür zuständigen Korpskommandos, wobei sich die Zuständigkeit nicht nach dem Ort der Geburt, sondern nach der jeweiligen Heimatzuständigkeit richtete. Falls er auch nach Milbes/Miliovany zuständig war, gehörte er wohl zum Bereich des I. Militär-Territorialkommandos / Korpskommandos in Krakau. In Wien befindliche Aktenbestände, die sich auf Personen von außerhalb der Republik Österreich bezogen, mussten nach 1918 an die Nachfolgestaaten übergeben werden.
Eine Suche in russischen Archiven scheint angesichts der aktuellen politischen Großwetterlage wenig aussichtsreich.