Mir fällt immer wieder auf, dass bei der Wiederverheiratung eines Witwers die erste Tochter der neuen Ehe oft nach der verstorbenen Frau benannt ist.
Ich möchte darin gern ein Zeichen dafür sehen, dass "frühere Zeiten" nicht so hartherzig waren, wie wir es uns meist vorstellen, kann allerdings den Gedanken nicht ausschließen, dass dabei auch Aberglaube eine Rolle gespielt hat - man stimmt die Verstorbene günstig, damit sie kein Unheil über die neue Ehe bringt ...
Hat jemand ähnliche Beobachtungen oder gibt es sogar Quellen, die diesen Brauch beschreiben/begründen?

Robert.

PS: Ich beziehe mich dabei v.a. auf das 17. u. 18. Jhdt.

Wenn ihnen eines genügt, kann ich auf die Schnelle diese liefern:

Konrad Höllrigl in Kilb war zuerst mit einer Sophia verheiratet, ab 1638 mit Magdalena, geb. Zöchbauer. Das erste Kind, geb. 1639, heißt Sophia.

Ein weiterer Fall, den ich noch im Kopf hätte, ist leider nicht aussagekräftig, da beide Frauen Theresia geheißen haben und die Mutter der zweiten ebenfalls. (1809)

RobertD.

Leider der Namen wegen wieder nur eingeschränkt aussagekräftig:
Am 17.9.1736 stirbt Anna Maria Lunglschmied in Salzburg, ihr Witwer Lorenz heiratet daraufhin Maria Elisabeth Burghofer, deren erste Tochter am 8.12.1737 Maria Anna getauft wird.

Am 4. Juni 1697 stirbt in Gaming Eva Elisabeth Söllner, der Witwer Johann heiratet am 18.7.1698 Anna Maria Schinnagl , am 1. Jänner 1704 wird die zweite Tochter Eva Elisabeth getauft.

wär mir jetzt hier im OÖ Zentralraum noch nicht aufgefallen.
Aber vielleicht ist das auch wieder ein regionaler "Brauch" ?

Die beiden deutlichen Beispiele (Höllrigl u. Söllner) stammen aus der gleichen Gegend, das stimmt. Ich habe sicher noch mindestens ein oder zwei weitere Beispiele in meinem Stammbaum, weiß aber nicht wo ...

Robert.

Vielleicht war es wirklich ein regionaler Brauch - ich hab da eine Serie im Zeitraum von 1755 - 1914:

Mann - 1. Frau - 2. Mann/Frau - Vorname Kind in 2. Ehe
Michael Penz - Theresia - (1. Mann Johann ) - Johann
Franz Penz - Theresia - Marianna - (Theresia war schon belegt)
Michael Penz - Theresia - Anna Maria - Theresia, Marianna
Josef Penz - Johanna - Anna - Johanna

Für einen "Beweis" (statistische Signifikanz) ist es vielleicht nicht ganz ausreichend,
allerdings hatte Franz 6, Michael 14 und Josef 11 Kinder.
Vielleicht liegt es auch an der Beliebtheit der Namen - Theresia, Anna und Maria waren doch sehr häufig, oder?

Martin

Wieder im Mostviertel, diesmal Neuhofen/Ybbs: 1674 stirbt Gertrud Harreither, der Witwer Thomas heiratet am 10.2.1675 die Margaretha Steigerhofer, im Februar 1676 wird die erste Tochter Gertraudt getauft!

RobertD.

Ostermiething, diesmal mit vertauschten Geschlechtern: Am 22.11.1766 stirbt Philipp Holl, vlg. Bamschaber zu Hollersbach, seine Witwe Eva heiratet am 26.1.1767 Mathias Stöger, im April 1769 wird Sohn Philipp getauft.

RobertD.

mir ist das bereits ebenfalls schon öfter aufgefallen (bereich Niederösterreich, Wald- und Weinviertel)

walter

Danke für die Mitteilung, freut mich, wenn ich mir das vielleicht nicht nur einbilde.

Robert.

Guten Morgen Robert,

ich hab in meinen Ahnenreihen auch dieselbe Erfahrung wie du gemacht.
Ich müsste nur mir nur mal die Zeit nehmen und alle heraussuchen, wo die Kinder nach
der Zweitehe den Vornamen der oder des Verstorben Erstpartner bekommen haben

Ich hatte so etwas schon öfter bei verstorbenen Kindern. Das nächste Kind welches geboren wurde bekam den Namen des Verstorbenen.

Georg König, Wirt in Filmannsbach (Innviertel) war vor 1650 mit Apollinia, geb. Gassner verheiratet, danach mit einer Euphrosina.
1685 heiratet in Braunau (wohin auch schon 1680 besagte Euphrosina als Witwe geheiratet hat) "Apollonia, Georgij Khönig, hospitis quondam in Vilmerspach, electoralis dicasterij Brunoviensis, p.m. ac Euphrosynae eius relictae modo autem Ferdinandi Plindthamer, civis et cerevisiarij hic Brunovij uxor, filia legitma, soluta."

Die erste Tochter dürfte es nicht gewesen sein, im Oktober 1651 ist schon eine Anna Maria getauft worden.

Robert.