Hallo Zusammen,

hier hab ich einen Eintrag, wo der Vater erkennbar wäre, sondern als erstes die Mutter angeführt. Kann es sein, dass es ein uneheliches Kind war? Und was bedeutet der Randvermerk? Was ist der Familienname? Lesen kann ich:

Täufling: Jo[h]annes
Mutter: Elisabeth.quam
Pate: Matthias Fritsch, Frau Barbara



http://data.matricula-online.eu/de/oeste...%252C3-01/?pg=6 -> rechte Seite, 2. Eintrag.

LG, Manuela

Ging das unter?

LG, Manuela

Wegen vieler unlesbarer Worte kann ich nur spekulieren, dass bei der Geburt mit dem Vater etwas passiert ist und dass sie von Moravský Svätý Ján im damaligen Ungarn gekommen sind.
LG Hans

Hallo Manuela,

es sind mir zwar auch nicht alle Wörter ganz klar (es können also einige Fehler in der Transkription und in der Übersetzung sein), aber ich glaube,
dass ich den Sinn der Eintragung einigermaßen verstanden habe.

Transkription:
Die 11. Mensis Octobris Baptizatus est Infans p(er) Parochum Loci Supra memoratum Nomine Joannes cuiusdam Personae advenae N. Elisath,
quam contigit in transitu pagi cadere in puerperium. Parens aut causa infantis fuit quidam Tricesimator ex S. Joanne in Hungaria.
Patrinus fuit Matthias Fritsch honestus Parochianus cum consorte sua, Barbara, huius loci.

Übersetzung:
Am 11. Tag des Monats Oktober wurde durch den Pfarrer des Ortes, der oben (vorher) genannt wurde, ein Kind auf den Namen Johannes getauft,
(Sohn) einer gewissen fremden Person N. Elisath, der es geschah, dass für sie bei der Durchreise durch das Dorf die Zeit ihrer Niederkunft.
Der Vater des Kindes aber war ein gewisser Tricesimator aus St. Johann in Ungarn.
Taufpaten waren Matthias Fritsch, ein ehrbarer Pfarrangehöriger, und seine Frau Barbara, aus diesem Ort.

Anmerkungen:
Ich habe die Eintragung möglichst wortgetreu übersetzt, damit Du vielleicht eine Hilfe für andere lateinische Texte hast.
Manche Wendungen kommen sicher noch öfter vor.

Einige besondere / heikle Vokabel bzw. Wendungen:
.) advena = Fremde(r), Reisende(r), Ausländer(in); auch als Adjektiv
.) 3 Möglichkeiten, was mit „N. Elisath“ gemeint ist:
a) „N.“ ist die Abkürzung für „Nomine“ – also „mit dem Namen Elisath“
b) „N.“ soll andeuten, dass man den Vornamen nicht kennt, der Familienname wäre „Elisath“.
c) „N.“ soll andeuten, dass man den Familiennamen nicht kennt, „Elisath“ könnte ein (eventuell unfreiwillig) verkürztes „Elisabeth“ sein.
.) contigit = es traf sich; von contingere = zuteil werden
.) pagus = Dorf, Ort
.) „cadere in puerperium“ habe ich eigentlich nicht gefunden, aber „cadere“ heißt wörtlich „fallen“ und „puerperium“ bedeutet „Geburt, Wochenbett“;
die plumpe Übersetzung „ins Wochenbett fallen“ beschreibt die Situation, glaube ich, recht gut.
Ich habe bei meiner Übersetzung ganz bewusst jene Worte verwendet, die im Lukas-Evangelium (Die Geburt Jesu: Kapitel 2/Vers 6; Einheitsübersetzung der Bibel) zu lesen sind,
weil mich die Eintragung sehr stark an diese Bibelstelle erinnert hat. Ich kenne allerdings keine lateinische Bibelfassung, sodass ich nicht sagen kann, ob der Schreiber sich mit seiner Formulierung darauf bezogen hat.
.) Ob ich die beiden Wörter nach „Parens“ richtig lese, weiß ich nicht:
autem = aber
causa = Grund, Ursache; dass der Vater als „Verursacher“ des Kindes genannt wird, erscheint mir doch etwas merkwürdig; aber wichtig ist dieses Wort im Zusammenhang sicher nicht.
.) Das Wort „Tricesimator“ gibt es tatsächlich. In solchen Fällen hilft (mir) nur GOOGELN.
Tricesimator = Zollbeamter im Dreißigstamt; gefunden in der Diplomarbeit „Die ehemalige Jesuitenkirche zum Heiligen Johannes von Nepomuk in Székesfehérvár und ihre Freskenausstattung“
Verfasserin Nóra Tóth, Wien 1913, S. 16
http://othes.univie.ac.at/24853/1/2013-01-13_0707470.pdf
.) Durch Googeln findet man auch Genaueres über „Dreißigstamt“:
Die Dreißigstämter waren historische königliche Zollstationen des Königreichs Ungarn. Eingeführt wurden die Dreißigstämter unter dem ersten
ungarischen König Stephan I. Der Name „Dreißigst“ kam von der ursprünglichen Einhebung vom „dreißigsten Teil“ des Wertes einer Ware als Zollgebühr.
Die Zollbeamten erhielten deshalb den Namen „Dreißiger“, Dreißigstbeamter, Oberdreißiger, Dreißigstgegenhandler usw.
Die Beamten waren meist ungarische Edelleute, ehemalige ungarische Offiziere oder Söhne bürgerlicher Patrizier.
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figstamt
.) Welche Stadt mit „St. Johann in Ungarn“ gemeint ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber nach sehr kurzer und oberflächlicher Recherche gibt es zumindest eine Vermutung:
Jánossomorja (deutsch St. Johann auf dem Heideboden, kroatisch Šomierja) ist eine Stadt in Ungarn im Komitat Győr-Moson-Sopron
nahe der Grenze zu Österreich (Grenzübergang Andau ca. 5 km entfernt), sowie zur Stadt Mosonmagyaróvár (ca. 13 km).
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%A1nossomorja
.) Was unmittelbar nach „Hungaria“ steht, kann ich nicht entziffern, aber es könnte eine genauere Angabe (Abkürzung) für einen Bereich Ungarns sein.

Ich hoffe, dass ich das Wichtigste aus dieser Eintragung richtig herausgelesen habe.

Herzliche Grüße
Günter

WoW! Werd ich mir später ausdrucken!!

Bei meiner Urgroßmutter vermute ich ähnliches: obwohl der Wohnsitz in Ringelsdorf war, auch alle ihre Geschwister (vor und nach ihr) geboren wurden, ist sie in Hohenau zur Welt gekommen.

Vielen Dank Euch Beiden!

D.h. ich kann in die Spalten schreiben:

Täufling: Jo[h]annes
Vater: NN, Zollbeamter im Dreißigstamt
Mutter: N Elisath, Geburt auf der Durchreise
Adresse: St. Johann in Ungarn (evtl. Győr-Moson-Sopron oder Mosonmagyaróvár)
Paten: Matthias Fritsch, Ehefrau Barbara

Tabelle: https://www.genteam.at/index.php?option=...temid=9&lang=de

Hallo Manuela,

wenn Du ein bestimmtes „St. Johann in Ungarn“ anführen möchtest, dann wäre Moravsky Sväty Jan, das Hans vorgeschlagen hat, auf jeden Fall in Betracht zu ziehen, sogar in erster Linie zu nennen. Es liegt ja, wie ich erst jetzt gesehen habe, nur wenige km von Ringelsdorf entfernt und ebenfalls nah an der Grenze – hatte wohl auch eine Zollstation.
Ansonsten kann ich Dir keine Tipps geben, da ich keinerlei Erfahrung mit Ortsfamilienbüchern habe.

Herzliche Grüße
Günter

Danke!