Also ehrlich gesagt habe ich mir vor dieser Diskussion hier nie die Frage gestellt, etwas oder jemanden wegzulassen. Auch ich habe in meinem Stammbaum Mörder, Mörderinnen und Räuber, Henker, Schinder und Abdecker aber auch Handwerker und Bauern und jede Menge arme Leute. Es ist wie es ist – sagt die Ahnenforschung. LG guss

Ich sehe das ähnlich wie Walter oder guss. Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Wir können unsere verstorbenen Verwandten und ihre Handlungen, so weit bekannt, notieren und, falls wir die Personen bzw. Handlungen aus heutiger Sicht negativ bewerten, versuchen, es besser zu machen. Und dabei müssen wir hoffen, nie in Situationen zu kommen, die uns zu Taten verleiten/zwingen, die schwer mit unserem Gewissen vereinbar sind.

Ich glaube zu verstehen, dass die Situation bei Pascal etwas spezieller ist, weil er zu den Verstorbenen eine intensivere Beziehung hat, als das bloße Erfassen in einem Ahnenforschungsprogramm. Und er stellt sich die Frage, ob jeder der Ehre, die er seinen verstorbenen Verwandten erweist, würdig ist.
Wir tun wahrscheinlich gut daran, nicht jede Handlung aus der Vergangenheit mit unserem heutigen Wissen zu bewerten, weil wir die Umstände nicht kannten.

Viele Grüße
Reinhard

So, der Photograph war schneller als ich dachte. Das Bild, das ich gefunden hatte hat er soweit möglich aufgearbeitet und Abzüge erstellt - leider war die Vorlage nicht sonderlich gut. Mehr als Passbild wird eher unscharf, weshalb er jetzt in 5x7 neben seinem Schwager (meinem verstorbenen Großvater) bei den anderen Familienphotos steht. Im Moment versuche ich weniger über seine möglichen Taten an der Front nachzugrübeln, sondern sein Bild eher als Mahnung zu betrachten. Unser Ältester ist jetzt 10 Jahre jünger als mein Großonkel war als er fiel - wir haben viel erreicht in den 75 Jahren, auf das wir aufpassen sollten...

Korrektur: Unser Großer ist jetzt nur 5 Jahre jünger.

Du hast wohl die Genauigkeit der Altersangaben auch schon von unseren Quellen übernommen. Ich muss ständig aufpassen, "Witwe/Witwer" nicht mit tt zu schreiben ...

Robert.

Ich war eben echt der Überzeugung mein Großonkel wäre 1920 geboren (korrekt: 1926).

Aber ich habe auch schon im Tran Geschäftsbriefe im September auf den 22.07. datiert, weil ich am Abend vorher anscheinend zu lange über Kirchenbucheinträgen aus dem Monat "7bris" gesessen hatte.

Zitat von 1975reinhard im Beitrag #17

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Wir tun wahrscheinlich gut daran, nicht jede Handlung aus der Vergangenheit mit unserem heutigen Wissen zu bewerten, weil wir die Umstände nicht kannten.

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Zitat von PascalH im Beitrag #21

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Aber ich habe auch schon im Tran Geschäftsbriefe im September auf den 22.07. datiert, weil ich am Abend vorher anscheinend zu lange über Kirchenbucheinträgen aus dem Monat "7bris" gesessen hatte.

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Ich habe mal wieder einen etwas zweifelhaften Charakter aus dem Hut gezaubert, wobei sich in manchen Familiensträngen solche Fälle zu häufen scheinen.

Unter meinen eigenen Vorfahren sind Kurzschwangerschaften nichts überdramatisiertes (ich bin bisher der letzte aus einer langen Reihe von vorehelich gezeugten Kindern) und erst gestern habe ich in bei genauerem lesen wieder einen Fall gefunden, wo sowohl dèr Vater wie der Sohn das erste Kind bereits vor der Trauung in die Welt gesetzt hatten (der Sohn hat 6 Jahre gebraucht, der Vater nur 4 Wochen...). Wenn man zeugte heiratete man auch. Früher oder später.

In der Ahnschaft meiner Frau dagegen gibt es einen Fall von "Scheidung auf Katholisch", bei der der werte Gatte seine Frau samt Kindern auf dem Dorf hat sitzen lassen und in die Stadt gegangen ist, wo er sich ein Fuhrgeschäft aufgebaut hat. Eine gesetzliche Scheidung kam natürlich nicht in Frage, aber nur Monate nachdem die sitzengelassene Gattin dann endlich(?) verstorben war, hat sich der entfernte Witwer mit einer deutlich Jüngeren erneut verehelicht...
Beim Tod der Sitzengelassenen galten deren Eltern übrigens als unbekannt.

Interessant dabei finde ich, daß die Tochter dieses Paars den Sohn eines Bettlerpaares heiratete, dessen Mutter ein uneheliches Kind war. Das an sich wäre noch nicht ungewöhnlich und auch forschungsmäßig kein Problem, da der Vater bei der Taufe angegeben wurde, aber es ist schon irgendwie frustrierend, drei Jahre nach der Taufe seiner unehelichen Tochter einen Heiratseintrag zu finden, in dem er eine andere ehelicht...

Da haben sich dysfunktionale Familienstrukturen anscheinend angezogen.

ich glaube man darf das alles nie so genau und eng sehen wie heute

wieviel der vorehelichen Kinder waren wirklich die eigenen?
warum konnte nicht geheiratet werden? ich habe einige Hochzeiten (und Legalisierungen v Kindern) nach dem 1 Elternteil der Brautleute verstorben ist. Von meiner Ururgroßmutter gibt es "Liebesbriefe" mit ihrem damals noch nicht verlobten, an der Anrede und den Grüßen an die Eltern wusste man genau wie die Einstellung der Brauteltern zu der Beziehung war und konnte so den Punkt erkennen, wo dann doch zugestimmt wurde.
1 Fall von ewig später geheiratet wurde mit "Soldat" begründet, tja wer weiß ...

Wiedergeheiratet wurde sehr schnell und natürlich jünger, musste ja eine gute Partie sein bzw fruchtbar denn nur wenn man viele Kinder hat, kann man hoffen, dass sich eines der Kinder erbarmt und man im Alter durchgefüttert wird "übergeben heisst nimma leben"

und als Frau sag ichs mal ganz direkt - bei manchen Gatten ist es eh besser er macht sich aus dem Staub und verschwindet in der Stadt ....

lg
Vitulus

Grade in den "besseren Kreisen" war es ja ganz "üblich", dass die Söhne Kinder mit nicht standesgemäßen Mädchen gezeugt haben. Die Fälle, wo die dann auch geheiratet haben, sind die Ausnahme. Und das gilt eigentlich auch für standesbewusste Bauern, deren Söhne auch nicht irgendwen heiraten sollten/mussten/durften ...

Natürlich gibt es Ausnahmen. Mein Urururgroßonkel Ignaz Paredschneider, gutsituierter Wirtssohn hat im Alter von 20 Jahren mit der etwa gleichaltrigen Bauerntochter Kahtarina Lettner einen Sohn bekommen. Nach dem Tod seines Vaters 4 Jahre später, da war er dann auch schon großjährig, hat er sie tatsächlich geheiratet - Sie war zu dem Zeitpunkt auch schon wieder im 6. Monat schwanger ... Irgendwie (ich glaube mit Hilfe seines sehr "geldigen" Schwagers) hat er auch das Gasthaus der Familie seiner Schwägerin übernehmen können.

Auch mein Ururgroßvater, seines Zeichens ein Wundarzt, hat zwischen 2 standesgemäßen Ehen eine Bauerntochter geheiratet, die von ihm schwanger war.

Die Fälle, in denen ich (zufällig) draufgekommen bin, dass es bei den Herren Söhnen ledige Kinder gab, habe ich nicht alles im Kopf. Miss Marple hat meine Beobachtung bestätigt, dass nach solchen "Vorfällen" die Söhne oft rasch verheiratet worden sind.

Robert.

Bravo! Genau das bringts auf den Punkt!
Impressed Miss Marple