Wenn sie im Dienst war und ihr Eltern vielleicht auch keinen Platz gehabt haben oder nichts mit der Geburt zu tun haben wollten, dann war die Gebäranstalt sicher die praktischste Lösung.

Die Angabe bei der Trauung lässt darauf schließen, dass der Bräutigam etwas über die Familie gewusst hat.


Robert.

Zitat von RobertD im Beitrag #10

---

Gibt es die Protokolle nur von Findelkinder, bzw. solchen, die von den Müttern in der Gebäranstalt/im Findelhaus gelassen wurden oder von allen unehelichen Geburten in der Gebäranstalt?
[...]
Robert.

---

Zitat von Waltenchamun im Beitrag #14

---

[...]
Es wäre seltsam (aber nicht auszuschließen), dass eine Mutter z.B.: vom 6. Bezirk oder Neulerchenfeld diese Reise auf sich nimmt, um das Kind wieder mit nach Hause zu nehmen.

lg walter

---

@hermi: ... und dann mit nach Hause genommen worden sind ...

bist du dir sicher? ich habe auch einen Ahnen, der im Findelhausbuch aufscheint (er war bei 2 verschiedenen Pflegeeltern) und erst mit 10 Jahren von seinem Vater geholt wurde.

lg walter

@reinhard. was meinst du mit normalem Vorgang?
1. Dass die Kinder m Findelhaus abgegeben wurden, oder
2. Dass hier halt viele nur geboren haben?

walter

Maria (Alexandra) Schöberl, die Mutter meiner am 6. Juli 1868 in der Gebäranstalt geborenen Ururgroßmutter ist in Gresten geboren, ist der Familientradition von einem Wirt in Puchenstuben (korrekt vermutl. St. Anton. a.d.J.) schwanger geworden. Das war eine weitere Reise als von Neulerchenfeld! (Natürlich nehme ich an, dass sie während der Schwangerschaft in Wien im Dienst war ...)
Sowohl die Mutter wie auch die Tochter Katharina haben dann später in Gaming geheiratet, das Kind scheint also nicht abgegeben worden zu sein.

Ebenfalls aus der Familientradition weiß ich, dass eine andere Ururgroßmutter, die unverheiratet schwanger geworden ist, bis kurz vor der Geburt bei den Eltern in Viechtwang war und dann das Haus verlassen musste. Das Kind hat sie in Wels zur Welt gebracht.

Robert.

Zitat von Waltenchamun im Beitrag #19

---

@reinhard. was meinst du mit normalem Vorgang?
1. Dass die Kinder m Findelhaus abgegeben wurden, oder
2. Dass hier halt viele nur geboren haben?

walter

---

@walter: Bei meinen Zweien bin ich mir sicher. Da sind die ledigen Mütter zur Entbindung nach Wien gezogen (waren jeweils kurzzeitig Dienstmädchen, meist bei Bekannten oder Verwandten in Wien).
Aber natürlich wurde wahrscheinlich ein Großteil der Babys ins Findelhaus gegeben. Wenn ich mir die Sterbebücher von uns anschaue, finde ich dort sehr viele Findelkinder, die nicht das Erwachsenenalter erreicht haben. Aus welchen Gründen immer.

Natürlich kann man sich alle möglichen Szenarien vorstellen und natürlich wird es auch vorgekommen sein, dass ledige Mütter ihr Kinder wieder mit nach Hause genommen haben. Dies ist in besagter Pfarre aber sicher nicht die Regel, sondern die Ausnahme.
Was hätte es für einen Sinn gemacht, als hochschwangeres lediges Mädchen eine beschwerliche Reise vom Waldviertel oder der Steiermark ins Akh auf sich zu nehmen, dort das Kind zur Welt bringen, es taufen zu lassen und wieder mit nach Hause zu nehmen? Wenn der Vater des Mädchens bzw. der Dienstherr das Kind akzeptiert hätte, wäre der ganze Aufwand ja sinnlos gewesen. Zudem wären auf das Dienstmädchen Kosten für Schiff/Kutsche, Spital und Verpflegung zugekommen, die mehrere Monatsgehälter betragen hätten und daheim bei der ortsansässigen Hebamme ein Bruchteil gewesen wären.
Was vielleicht nicht alle wissen ist, dass in besagter Pfarrer fast ausschließlich (in manchen Jahren sicher über 95%) ledige Mütter ihre unehelichen Kinder zur Taufe brachten. Wenn das Akh bzw. die Pfarre auch von allen (ich nehme an, 1975Reinhard meint damit auch verheiratete Mütter) Müttern aus der ganzen Umgebung genutzt worden wäre, wäre das Verhältnis von legitimen und illegitimen Taufen genau umgekehrt. Ich behaupte daher, dass der Großteil der Kinder im Findelhaus abgegeben wurden (abgegeben werden mussten), und auch der „Weltrekord“ an Taufeinträgen nicht am AKH, sondern am daneben befindlichen Findelhaus liegt.
Natürlich haben die meisten Mütter dies zu verhindern versucht, auch versucht ihre „abgenommenen“ Kinder wieder zurückzubekommen. Ich will mir diese Szenen und Tragödien gar nicht vorstellen. Doch wie hätte ein Dienstmädchen bei einer Arbeitszeit von angeblich bis zu 18 Stunden und geringstem Gehalt und Wohnraum (manche Leute teilten sich damals zu zweit ein Bett) erhalten und aufziehen sollen? Meistens ist das erst dann gelungen, wenn die Eltern des Kindes (bzw. 1 Elternteil) geheiratet haben, und das Kind zu sich holten. Ich bestreite überhaupt nicht, dass in der damaligen Zeit auch ledige Mütter ihre Kinder durchgebracht haben, halte das aber für die Minderheit.
Die Mütter (ich habe ebenfalls 2 Ahnen aus dieser Pfarre) haben in meinem Fall über all die Jahre (zwar sehr seltenen, aber doch) Kontakt zu den Kindern gehabt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Roberts Urgroßmutter und deren Kind sobald als möglich bzw. nach Großjährigkeit des Kindes wieder die Nähe suchten. Auch in meinem Fall hat das Kind nach Großjährigkeit Kontakt zum Vater gesucht, die Mutter war bereits ledig (an gebrochenem Herzen laut Überlieferung) gestorben. Im zweiten Fall bestand der Kontakt nur wegen der Erbschaft.
Ich würde daher jedem empfehlen, der Ahnen in dieser Pfarre hat, auch die Findelhausentlassungsbücher zu checken. Dann kann man mit Sicherheit herausfinden, ob das Kind abgegeben wurde (und wo und wie lang), oder ob die Mutter es schaffte, das Kind zu behalten.

LG Walter

@RöslerA: jetzt sind wir von deinem Thema etwas abgedriftet:

Ich habe dir geschrieben, dass du die Suche nach dem Vater vermutlich vergessen kannst. Meine Großtante hatte wegen dem Ariernachweis ebenfalls geforscht und beiliegende Antwort bekommen.

Ich habe leider keine Ahnung, ob es diese Quellen noch gibt und wenn ja, hättest du dort eine Chance, weiteres zu erfahren.

B.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

LG Walter

Herzlichen Dank für die vielen Informationen ! Ich habe jetzt einmal um die Aufnahmeprotokolle angefragt - vielleicht gibts da neue Informationen. Danke an alle und bleibt´s xund ! hg Alfred

Zitat

---

Ich habe jetzt einmal um die Aufnahmeprotokolle angefragt - vielleicht gibts da neue Informationen.

---

Hallo Alfred,

Ich habe selbst gleich 2 direkte Vorfahrinnen, die dort im 19. Jh. unehelich geboren wurde, und wo ich bei den Müttern nicht weitergekommen bin. Das schafft so ekelhaft riesige Löcher im Stammbaum...

Bin gerade dabei, eine Anfrage an diese Adresse vorzubereiten. Mich würde interessieren, welche Art von Informationen du von dort bekommen hast, das würde mir vielleicht helfen, welche Art Fragen ich dort stellen kann. Bis jetzt denke ich an die Daten der Mutter von der KH-Aufnahme und ob das Kind im Findelhaus gelassen wurde bzw. ob es Informationen zu Pflegefamilien gibt.

Außerdem gibt es bei einer der Geburten 2 weitere im Abstand von 2-3 Jahren mit selbem Namen der Mutter, die evt. (Halb-)Geschwister sein könnten. (Ob ich das auch noch reinmische, weiß ich noch nicht.)

lg
Irene

Hallo,

1.) unterlagen vom Findelhaus gibt es auch auf familysearch - hier dazu ein Artikel mit weiterführenden Links: https://oefr.at/2021/06/04/findelprotoko...f-familysearch/

2.) es gab eine Ausstellung im Bezirksmuseum Josefstadt mit dazu gehörender Publikation, hier eine Leseprobe: https://issuu.com/wienmuseum/docs/wien_m...d_noth_gerettet

3.) bei einer Geburt in der Landesgebäranstalt gibt es immer 2 (a) und b)) und bei anschließender Aufnahme in das Findelhaus immer 3 Einträge (a), b) und c)):
a) Aufnahme in die Nö. Landesgebäranstalt (Alservorstadtkrankenhaus) - hier geht es um die Mutter. Dazu gibt es die Aufnahmeprotokolle in die Landesgebäranstalt im Wiener Stadt und Landesarchiv. Hier können Hinweise auf Eltern bzw. Herkunft der Mutter zu finden sein, ganz selten auch zum Vater. Hier ist auch vermerkt, ob die Mutter das Kind mitgenommen hat oder ob es in das Findelhaus gekommen ist. Auch Hinweise zu früheren Aufnahmen in die Gebäranstalt können dort stehen.
b) Geburtseintrag des Kindes z.B. in den Taufbüchern der Pfarre Alservorstadt, in den Geburtsbüchern der IKG, usw.
c) Aufnahme in die Nö. Landesfindelanstalt - hier geht es um das Kind. Dazu gibt es die Aufnahmeprotokolle in die Landesfindelanstalt, wo dann auch vermerkt ist, wann und wohin das Kind in Pflege gekommen ist, wann wieder retour, bzw. Entlassungsvermerke. Diese Aufnahmeprotokolle gibt es ebenfalls im Wiener Stadt und Landesarchiv, diese sind im Lesesaal frei zugänglich und man kann sich die gewünschten Einträge dort vom Film scannen.

lg, Peter

Hallo peppep,

Danke für deine Informationen! Damit habe ich meine Anfrage ans Wr. Archiv jetzt fertig formuliert und abgeschickt. Leider liegen meine Vorfahrinnen außerhalb des Zeitraums, der auf Family Search frei zugänglich ist. Aber so konnte ich mir schon mal ein Bild machen, wie solche Einträge ausschauen.

Jetzt beginnt das Warten...

lg
Irene