Liebe Forschergemeinde,

ich ersuche um Lesehilfe:
https://data.matricula-online.eu/de/oest...rf/01-02/?pg=87

Die 21 dnis ipso die Ba????, baptizatus est Infans Joannis Mathias
dni? Thoma Rechl Nauta in superiori Arnstorff: Anna Mra filius legit..

Walter

Als seit 10 Jahren in Arnsdorfer Büchern Herumirrende würde mich das auch interessieren. Meine Annahmen waren:
-es handelt sich um eine Zeitangabe
-eine Bezeichnung für den Taufenden (der damalige Pfarrer war ein wenig verhaltensoriginell und wurde mitunter von Serviten vertreten)
u.v.a.m.
Letztendlich hab ich mich aus Verzweiflung und in froher Erinnerung an Herzmanovsky-Orlando fürs "Bacchanal-ior", also das kleine Besäufnis (sehr frei interpretiert, mein Lateinprof selig möge es mir nachsehen), entschieden. Ist ja Auslegungssache.
Der Kindsvater war als Schiffmeister einer der reichsten Bürger alhier, der Pate der gestrenge fürst-erzbischöfliche Pfleger Wiser zu Arnsdorf und ein paar Eimer werden schon ausgeschenkt worden sein, zumal der Täufling ein Bub gewesen ist.
Das Kind dürfte bald gestorben sein, 1678 werden als Erben des Rehel nur mehr die Kinder Sebastian und Sibilla genannt.
Kurz gesagt: ich erwarte mit Spannung Erhellendes aus der Forengemeinde. Sonst bleibts für immer das Tauf-Bacchanal.
Gruss Miss Marple

Liebe Miss Marple,
in diese Richtung wirds schon gehen, ist doch der Tauftag mit dem Faschingdienstag dieses Jahres zusammen gefallen.
Liebe Grüße
Zita

Hallo,

Ein kleines Stück flussabwärts gibt es ein Bacharnsdorf (vielleicht auch ein Oberbacharnsdorf?). Vielleicht hängt das ja damit zusammen.

Beste Grüße,
Uli

Nach 21.a steht huius, und ich tippe bei dem unterstrichenen Begriff auf die (wofür auch immer) existierende Form 1.os - primos.
Hättet ihr mir nicht schon das Bacchanal (das aber am Faschingdienstag zumindest heute bereits den 4. und letzten Tag zählt ...) ins Hirn gesetzt, hätte ich den ersten Buchstaben des rätselhaften Wortes ebenfalls für ein h halten können. Aber der Blasius, der am 4. Dezember des Vorjahres einen Thomas taufen lasst, überzeugt mich.
Bleibt nur die Frage, warum so spät mit der (nach meiner Interpretation also nicht unbedingt kleinen) Orgie begonnen wurde...

Robert.

ad Zita: grossartig, der Fasching ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, danke!
ad Ulrike: Bacharnsdorf kann man ausschließen, dort gibt/ gab es weder Kirche noch Kapelle. Die (gewöhnlichen) Schiffleute kehrten zu derartigen Events in der Schifferkirche St. Johann weiter stromaufwärts ein. Der Schiffmeister allerdings in der Pfarrkirche "zu Hoff" (Hofarnsdorf)
ad Robert: guter Beitrag, schönes Rätsel!
MM

Wurde in NÖ Herrenfastnacht oder Bauernfastnacht gefeiert?

Die Herrenfastnacht beginnt mit dem Aschermittwoch und umfasst nur die Werktage bis Ostern. Die Sonntage sind fastenfrei.

Bei der Bauernfastnacht (die ich eigentlich nur aus Süddeutschland kenne), zählen auch die Sonntage zum Fasten, weshalb die Bauernfastnacht erst am Sonntag NACH Aschermittwoch endet.

Hallo,

ad Bacharnsdorf: Wo wurden die Kinder von dort getauft?

Bachanal ior (das ior steht über dem Strich, also super => superior): Daher würde ich das als größeres Besäufnis interpretieren.

Ein origineller Pfarrer muss das allemal gewesen sein... :)

Beste Grüße,
Uli

Hallo Uli,
die Bacharnsdorfer mußten in die Pfarrkirche nach Hofarnsdorf, ebenso wie die Leute aus Nesselstauden, Schenkenbrunn und Langegg, welche noch viel weitere Wege durch den Dunkelsteinerwald auf sich nehmen mußten.
Zu Pfarrer Domitian Herzog habe ich in den Passauer Protokollen und Korrespondenz mit Salzburg gefunden:
er lebte mit seiner Köchin Annerl zusammen und ihrer beider Kind, weswegen er auch bestraft wurde, er "schaffte sie ab", bald danach holte er sie wieder zu sich "weil er krank war". Dies zog eine Kerkerstrafe nach sich und die Drohung, er würde seine Pfarre verlieren wenn er sie nicht fortschicke. Außerdem solle er in Seelsorge und Gottesdienst mehr Sorgfalt walten lassen, was er verabsäumt habe. 1663 schließlich wurde er nach Wölbling weggelobt, wo er umgehend ein "großes Scandalum" verursachte, da seine Köchin dort mit einem gemeinsamen Kind niederkam.
Auch "Bacchanalien" scheinen ihm nicht gänzlich fremd gewesen zu sein, der fürsterzbischöfl. Hof zu Salzburg als Herrschaftsinhaber war höchst pikiert.
Herzog war tatsächlich originell, da hast Du recht
Gruss MM

Passierte die Weglobung auf Betreiben der Gemeinde?

In ähnlichen Fällen sind die Pfarrkinder häufig sehr zufrieden mit ihrem Monsignore... 😅

Du inspirierst mich Martin:
Bibit pauper et egrotus,
bibit exul et ignotus,
bibit puer, bibit canus,
bibit presul et decanus,
bibit soror, bibit frater,
bibit ista, bibit ille,
bibunt centum, bibunt mille.

Pascal: offenbar hast Du recht, das Volk war nicht soo entsetzt, der Salzburger Pfleger war die ungeschmeidige Spaßbremse und hat gepetzt beim Chef.

Was für ein netter Thread, wird immer bunter!
highly amused Miss Marple

Hallo,

Zitat von Miss Marple im Beitrag #12

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Du inspirierst mich Martin:
Bibit pauper et egrotus,
bibit exul et ignotus,
bibit puer, bibit canus,
bibit presul et decanus,
bibit soror, bibit frater,
bibit ista, bibit ille,
bibunt centum, bibunt mille.

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Und das in der vorweihnachtlichen Bußzeit!

Hw. Herzog ist aber nicht etwa der Stammvater der später mit mir verschwägert/vervetterten Herzöge von Rossatz??

Den Hinweis von Pascal finde ich sehr interessant, mir ist vor nicht langer Zeit ein Bericht über irgendeinen Fastnachtsbrauch in der Schweiz untergekommen und ich habe mich über den Termin nach dem Aschermittwoch gewundert.

Hat es "bei uns" (Donauösterreich) überhaupt so dezidierte Faschings-Konventionen gegeben?

Robert.