Gekürzt wiedergegeben nach Gerichtsprotokollen von 1677

Im Sommer 1677 kehrt der Schöffmeister Paul Staudinger abends nach Hause zurück, wie er zugibt „bezecht und überweint“. Er begegnet nahe seiner Heimstatt der Ehefrau des Schöffmeisters Thomas Leizinger, welchen er höflich ausgedrückt nicht sehr schätzt. Sie ist dabei, ihre Katzen nach Hause zu locken.
Der „überweinte“ (schönes altes Wort für „besoffen“) späte Heimkehrer ist streitlustig. Er bezichtigt die Frau lautstark auf offener Gasse der Zauberei:
„Du Katzentreiberin, was redst mit deinen Katzen? Die Katzen schickt der Teufel, du Gabelfahrerin, du Hex! Mein Haus wird leer und das Eure voll.“ Ihre Katzen, welche eben der Teufel geschickt habe, verursachten beim Leizinger Armut und beim Staudinger Reichtum. Die Beschimpfte geht wortlos davon.
Sein Widersacher Leizinger begehrt im Namen seiner Frau daraufhin Satisfaktion und Wiederherstellung ihres guten Namens.
Vor Gericht gesteht der Angeklagte die Beleidigungen, will aber den Wahrheitsbeweis antreten und bringt Zeugen bei:
Ein Knecht, welcher bei den Klägern (Leizinger) in Dienst sei, habe ihm erzählt, er traue sich nicht mehr nach Haus, weil er dort vor den Katzen keine Ruhe habe. Es seien drei schwarze Tiere, alle gleich und sie seien ihm überallhin gefolgt, auf die Tenn, in den Stadel, auf den Haberboden. Wenn er ein Licht angezündet hätte, so sei es von den schwarzen Katzen ausgelöscht worden. Er konnte sie nicht einfangen und schlug mit einem Schaufelstiel nach einem der Tiere, die Katze sei jedoch ruhig sitzengeblieben, was ihm einen grossen Grausen verursachte. Der Rossbub Thomas, damals ebenso mit ihm in Dienst, könne das bestätigen und habe ebensolches erdulden müssen.

Das Marktgericht, offenbar eine Versammlung vernünftiger Herren, will sich solche Katzengeschichten nicht länger anhören, niemand glaubt ernsthaft an derlei Zauber. Man stellt fest, die Beweise seien unzulänglich, alles Geschwätz, und der Beklagte solle Abbitte leisten um den guten Namen des Kontrahenten wieder herzustellen. Beide werden zu „gueten Freunden“ erklärt, ein Extrakt des betreffenden Protokolls zur Einsicht aufgelegt und im Wiederholungsfall eine Geldstrafe in Aussicht gestellt.
Man darf davon ausgehen, daß sich die Versammelten – außer Knecht und Rossbueb alles honorige Bürger des Marktes – im Anschluß in diversen Leitgebschenken labten und hoffentlich nicht überweinten.

Zwei hübsche längst vergessene Worte begegnen uns im Protokoll:
„überweint“: mehr Wein als guttut genossen
„Gabelfahrerin“: in der Wachau flogen die Hexen offenbar nicht auf Besen sondern auf Mistgabeln herum

Wünsche allen Katzen-und Hexerei-Affinen angenehme Lektüre
Miss Marple

"überweint" - herrlich!
Wo wir aus der Weingegend kommen, das trifft den Nagel auf den Kopf!
Ich freu mich schon auf den nächsten Heurigenbesuch, da müssen wir uns dann nicht mehr einsam zuhause "überweinen". :-)

Danke für diese Episode aus dem "heiteren Bezirksgericht" anno 1677.

Martin

Zitat von Miss Marple im Beitrag #1

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Das Marktgericht, offenbar eine Versammlung vernünftiger Herren,

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wenn die gute Frau nicht die Frau des Schöffmeisters gewesen wäre, sondern nur ein armes Weib, gar Wittibin - aus und geschehen wärs gewesen

Liebe Miss Marple bitte halte uns weiter auf dem Laufenden - ich finds genial und werde heuer endlich mal nach Pöggstall fahren

Vitulus, in Pöggstall ist es sicher schön, aber diesen 3 schwarzen Katzen wirst dort nicht begegnen, die haben in Aggsbach gehexet.
Und treiben vielleicht dort immer noch ihr Unwesen - wer weiß?

Oje, schon wieder Aggsbacher Schiffmeister! Hoffentlich aus dem Markt und nicht dem Dorf! Naja, die Verwandtschaft kann man sich bekanntlich ohnehin nicht aussuchen ...

Aber jetzt ganz böse: Mit welchem Gefährt wirst du reisen, vitulus?

Robert.

lieber Robert - frau ist heutzutage motorisiert unterwegs. Ob Staubsauger, Auto oder Traktor lass ich jetzt deiner Phantasie freien Lauf

und ich geh jetzt mal googlen wo Aggsbach ist - ich hoffe es ist keine große Schande, dass mir der Name was sagt, ich aber grad gar nicht zu orden kann.

Egal ob du vorbeistaubst, -drivest oder -tuckerst, wenn du dich so weit in den Osten vorwagst, solltest du auch einen Abstecher zu mir machen!

Robert.

dort wo ich in Aggsbach 3 schwarze Katzen finde??

Ruine Aggsbach steht schon lange auf meiner Ausflugsliste, angeblich gibts dort tolle Kinderführungen

Nein, nicht ganz so weit im Osten, bei mir gibt es auch nur Tigerkatzen!

Robert.

da warte ich lieber das Jaukerl gegen die neue Pestilenz ab und mache mich dann auf den Weg in den Nordosten. Bei 3 Schwarze Katzen wär mir das genug Zauber gewesen, aber nur eine Tigerkatze - das ist mir zu wenig, da dann lieber doch auf die Medizin vertrauen.