Guten Abend,
in den Gewähr- und Grundbüchern der Hft. Arnsdorf findet man ein Haus, welches mindestens seit 1650 bis ins 19. Jh. für "ein Fenster" Abgaben zu bezahlen hatte. Alle Häuser hatten natürlich Fenster, aber dieses eine einzige mußte dafür einen eigenen Dienst in Geld leisten, noch dazu in ein anderes Grundbuch als das der Herrschaft, in welches das Haus diente. Hat jemand für diese Kuriosität eine Erklärung?
Ich kenne den Begriff der "Fenstersteuer", welcher allerdings erst etwa 100 Jahre später zB in Salzburg und noch später in Wien diskutiert und auch eingeführt wurde.
Aber ein dienstpflichtiges Fenster in einer kleinen Weinbauern-Ortschaft finde ich eigenartig.
Fällt Euch dazu etwas ein?
Gruss MM

Vielleicht hat es über dieses Fenster einen Strassenverkauf gegeben ;-))

Zitat von Miss Marple im Beitrag #1

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Aber ein dienstpflichtiges Fenster in einer kleinen Weinbauern-Ortschaft finde ich eigenartig.
Fällt Euch dazu etwas ein?
Gruss MM

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Zitat von G.C.B. im Beitrag #3

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oder Flucht-Achterl (schnelles Glas, bevor man geht) ist es sehr beliebt.

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so richtig fällt mir nichts dazu ein, weils eben nur 1 Haus bzw 1 Fenster betrifft.

Die Fluchtachterl hats ja wo anders auch gegeben.

3 Gedanken dazu:
Hier in Steyr musste man Steuer zahlen anhand der Hausbreite, deswegen sind die Häuser am Stadtplatz eher schmal, dafür sehr lang zurück mit 1-2 Höfen und Gärten
bei den OÖ Vierkanter gilt man umso reicher, je mehr Fenster, Tore und Kamine man hatte ...
und in den 80ern in Kroatien auf einer recht untouristischen Insel, war die Verkaufsbudel des Bäckers ein Pappdeckel, der am Fensterbrett genagelt war.

leider liebe MM kann ich dir nicht weiterhelfen

Vielleicht hat die andere Herrschaft das/die Fenster finanziert und von daher der Dienst. Kommt halt auch drauf an, wieviel abgegeben werden musste.

Robert.

Hier gibt es eine Definition von Fenstergeld, so wie von Gunar geraten:
www.woerterbuchnetz.de/Adelung/Fênstergêld

LG Zita

Vielen Dank für Eure Antworten, sehr inspirierend!
Besonders charmant finde ich die "Fluchtachterl"-These, welche im Hinblick darauf, daß das Haus bis 1715 Heimstatt des Fassbinders gewesen ist, nur haltbar wäre, wenn es auch "Flucht-Fassl" geben täte.
Über lange Jahre hindurch wurde für das "Fenster" eine Abgabe von 2 Pfennig gefordert. Ein unbrauchbares "Reith" oder "Gstetten" kostete 1-2 Pf. 1670 war es bereits "sehr pauföllig" und mußte instandgesetzt werden - und wieder verfolgt uns das Fenster bis ins 19. Jh. Inzwischen haben Napoleons Soldaten 1801 das Haus in Asche gelegt. Aber offenbar nicht das verdammte "Fenster". Ich habe bereits die heutigen Besitzer, welche wiederum (wohl zum x-ten Male seit Erbauung) renoviert haben zu dieser Causa befragt, sie meinen Spuren eines einstmaligen Erkers eventuell vielleicht gefunden zu haben, aber nix Genaues weiß man nicht.
Ursprünglich der protestantischen Herrschaft Zaissing zugehörig ging das Haus 1623 über in die katholische Hft Salzburg. Ein verschollenes Grundbuch lang wurden dafür weiterhin die 2 Pfennige verlangt, dann führte der Salzburger Verwalter die schöne Tradition weiter bis offenbar keiner mehr wußte, wofür er eigentlich bezahlte. Oder so.
Einen Ausschank "über die Gassen" kann man ausschliessen, das war jeweils extra vermerkt.
Ich hatte schon vermutet, daß "Fenster" irgendwann einen anderen Sinn hatte als heute, aber nachdem noch wie gesagt noch 1830 von einem Fenster die Schreibe ist, welches zwar nicht extra verrechnet wurde, aber immer mit dem Haus gemeinsam erwähnt wird, bin ich jetzt an einem toten Punkt angelangt.
Daß der Kufsteiner als urspr. Besitzer dem Bindermeister ein Fenster finanziert hat, wäre möglich, aber wieso haben dann die Salzburger noch 240 Jahre lang weiterkassiert?
Miss Marple die Ahnungslose

zu früh versandt: der Hinweis auf das "Fenstergeld" ist wirklich interessant! Das könnte es sein.
Erklärt aber nicht die jahrhundertelange Fortführung dieser Gebühr, weil falls der Fassbinder sozusagen eine "Auslage" für seine Produkte hatte, wieso wurde dann ab 1715 der dann dort ansässige Weinhauer auch noch damit karniefelt? Über Generationen hinweg nämlich....

Mir ist der historische Ablauf nicht ganz klar: Salzburg hat die Grundherrschaft über das Haus übernommen. Und wer hat das Fenstergeld kassiert? Auch Salzburg?? Aber über ein anderes Grundbuch???

Die Tradition Geld einzukassieren hat sicher keine weitere Begründung gebraucht, wenn "es immer schon so war" ...

Robert.