Da ich nicht bei facebook aktiv bin, möchte ich interessante Einschübe in Matriken, die mir unterkommen, hier einstellen.

1771 findet sich im Sterbebuch 2 von Ostermiething z.B. "Die 13tia Jan. sepulta e(st) Magdalena Wankhamerin Pfarrmesnerin Rite prov. ac uncta, quae per vitam sicut illa anna de tribe Aser nunquam de templo discedebat, sed die ac nocte diligenter ecclesiae in serviebat et quidem usque ad 75tu(m) annum, donec se in manus Crucifixi Comendans exspiravit."

http://www.data.matricula.info/php/view....9eeeae1eae0ede0

So gut ich kann (und ein wenig frei) übersetzt: " ... die durch ein Leben wie Anna vom Stamm Ascher nie vom Tempel gewichen ist, sondern Tag und Nacht gewissenhaft der Kirche diente bis zum 75. Jahr, als sich in die Hände des Gekreuzigten empfehlend, sie den Geist aushauchte."

Sollte ein echter Lateiner hier sein, würde es mich interessieren, ob sie 75 Jahre alt geworden ist oder 75 Jahre Mesnerin war. (Ein Problem, das bei der Prophetin Hanna im Lukasevangelium bezüglich der 84jähringen Witwe/nschaft ja auch nicht gelöst ist!)

RobertD.

Guten Abend RobertD.,
ein faszinierendes Thema hast Du da aufgetan, Deine Übersetzung ist mMn völlig richtig, die Dame war bis zum 75. Lebensjahr Mesnerin.
freundliche Grüsse Miss Marple

Ich darf mich mit einer Wachauer Geschichte aus dem November 1673 anschliessen:
http://www.data.matricula.info/php/view....nk=333333364dx1
und übersetze gleich:
Jacob Mauser, Schulmeister und Organist hier in Rossatz hat gut angetrunken (bene potus) aus Arnsdorf heimkehren wollen, ich weiss nicht welches Geschick ihn in der Donau untergehen liess. Sein Leichnam wurde von Schiffleuten gefunden, Gott sei ihm gnädig.
(Der Weg zwischen den Ortschaften ist etwa 6 km lang und verlief damals unmittelbar neben dem Fluss)
Gruss Miss Marple

Ein grausiger Fall in Ostermiething im Mai 1759 "Die 17ma huius sepulti sunt Simon Brun(n)er Holl zu Hinterstöllberg aet. 53 an(n)oru(m) coniux eius cu(m) 4tuor liberis, incendio concrematj, n(on) provisi."
"... Simon Brunner ... seine Frau und 4 Kinder, vom Feuer verbrannt ..."

Irgendwie surreal, wenn bei so einem Unglück extra notiert wird, daß die letzte Ölung nicht gespendet wurde.

Die Kirchenbücher sind ja (gerade zu dieser "vorjosephinischen" Zeit) keine standesamtlichen Aufzeichnungen, sondern Tätigkeitsberichte der Priester gegenüber dem Bischof. Deshalb werden die meisten Bemerkungen über die Todesursache ja auch nur deshalb angeführt, um zu erklären, warum jemand nicht versehen worden ist.

RobertD.

ich hab letzten Winter in einer Gemeinde bei den Taufbüchern so herumgestöbert und dann ist mir aufgefallen, dass immer wieder der selbe Name genannt wurde, als Vater verschiedener lediger Kinder ...

Gerade im Sterbebuch 1724-1760 von Leobersdorf gefunden:

20.05.1750 begraben worden ist ein Notgetauftes Kind de Georgj Müllner Bürger allhier, gehörig
26.05.1750 ist conduciert worden Georgj Müllner, Bürger und Müllnermeister allhier, 60 Jahre
29.05.1750 ist conduciert worden des hiervor beschriebenen Georgj Müllners Ehewirtin Catharina, 38 Jahre.

Irgendwie gruselig binnen 10 Tagen ein Ehepaar samt letztem Kind beerdigt zu sehen.


Gruß

Pascal


Edit: Am 29.06.1750 wird begraben Franciscus, 6 Wochen alt, Sohn des Georgj Müllner und Catharina.

Ja, dass mehrere Familienmitglieder, bzw. Hausbewohner in kurzer Zeit begraben werden, kommt leider gar nicht so selten vor. In den meisten Fällen werden wohl Seuchen der Grund sein.

Und noch ein Eintrag aus Leobersdorf der aus heutiger Sicht meiner Meinung nach extrem hartherzig klingt:

Am 28.01.1756 wurden "beij der Haijdtkirchen" zwei notgetaufte Zwillinge begraben. Unerlaubterweise hat man die Kinder wohl in einer Grube beerdigt. Der Herr Pfarrer hat aber darauf bestanden, daß trotzdem 2x die Stolgebühren (hier 46 X - sind das Kreutzer?) bezahlt wurden.

http://www.data.matricula.info/php/view....ceae1ece1e4e4ef

Zitat von RobertD im Beitrag #9

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Ja, dass mehrere Familienmitglieder, bzw. Hausbewohner in kurzer Zeit begraben werden, kommt leider gar nicht so selten vor. In den meisten Fällen werden wohl Seuchen der Grund sein.

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Die Zwillinge sind in "ein Trüchl", einen Sarg zusammengelegt worden.

Aus 2 Häusern der Ortschaft Weisching, Pf. Mitterkirchen sind vom 10. bis 19. Oktober 1779 sieben Personen begraben worden: Ein Bauer und 3 seiner Kinder, eine Magd und 2 Kinder eines weiteren Bauern.

Noch eine Bemerkung zum "Versehen", weil Pascal weiter oben von der letzten Ölung geschrieben hat: Mir ist auch erst aus den Bemerkungen in den Sterbebüchern (z.B. "non provisus, sed unctus" - nicht versehen aber gesalbt) und einem Gespräch mit einem Priester klar geworden, dass das "eigentliche" Sterbesakrament das "Viaticum", die Wegzehrung, also die Kommunion ist, nicht die Krankensalbung.

Familienseuchen hab ich leider öfter, ist hier tw schlechter Boden, da merkt man es stark an der Kindersterblichkeit, wenn es ein schlechtes Jahr war.

Eine Mutter die 3 Kinder hintereinander mit 3 Monaten begraben musste und 9 Monate später das nächste Kind zur Welt kommt. Da kommt einen natürlich der Zusammenhang Still ende/Schwanger werden in den Sinn.
Eine Zwillingsgeburt die 3 Tage dauerte vom 1. zum 2. Kind - leider haben es beide nicht geschafft, auch die Schwester 1 Jahr später nicht.

ach und nur 9 Monate zwischen den Geburten, aber ich schätze das 2. Kind war ein Frühchen, wurde 1 Jahr alt