Der ledige Johann Fux scheint recht beliebt gewesen zu sein ...

Am 13.2.1707 wird in Ostermiething das uneheliche Kind Eva begraben, Vater Johann Fux, ledig an der Hofstatt, Mutter Eva Hofmanin, ledig.

Am 28.2. des gleichen Jahres wird der uneheliche Mathias (8 Tage alt) begraben, Vater Johann Fux, ledig an der Hofstatt, Mutter Magdalena Pindterin, led. zu Fugging.

Da bei Eva kein Alter angegeben ist, habe ich im Index zum Taufbuch nachgesehen: sie ist am 16.12.1706 geboren. (Pate: Martin Wagner a.d. Hofstatt)

Auf der gleichen Seite im Index ist mir Fux Catharina ins Auge gesprungen, geb. 26.5.1705, Vater Johann F. am Seepiermos sol., Mutter: Ursula Auer, sol. in servitiis b.d. Spraittner zu Winhamb. Könnte ja eine Namensgleichheit sein, aber der Pate ist Martin Behamb, sol. b. s. Vater Wägner a. d. Hofstatt ....

Robert D.

Ein ähnlicher Fall aus einer Wachauer Gemeinde:
der ledige "Cantor" Joseph Hellein, schwängert innerhalb weniger Wochen im Dezember 1766 2 Schwestern 16 und 18 Jahre alt.
Diese kommen im August und Oktober 1767 nieder. Die "Betriebnis" der Eltern der beiden jungen Kindesmütter dürfte dadurch gemildert worden sein, dass sich als Taufpate des 2. Kinds 1767 ein "Consiliarius Baron de König" zur Verfügung stellte.
Kinder und Kindsvater Hellein kommen später in den Büchern nicht mehr vor.
MM

Ein Fall von "Hurerey" aus Pöggstall:
In den Protokollen wird 1688 festgehalten, dass der Lederer Mathias Riedl die ledige Catharina Ringlerin "ihrer Ehr beraubet" mit dem Versprechen, sie zu heiraten, wenn er denn eine Werkstätte bekäme, und sie geschwängert habe. Vorerst leugnet er, dann folgt das Geständnis. Trotzdem wirds nichts mit der Hochzeit.
Catharina Ringler bringt im August 1688 den unehelichen Sohn Mathias Gregorius zur Welt, als Vater ist Mathias Riedl zu Würnsdorf angegeben.
Im Trauungsbuch Pögstall (Bild 36) ist die Hochzeit der Catharina Ringler im Jahr 1691 eingetragen. Sie heiratet einen Bäckergesellen aus Heiligenblut. Der Pfarrer bezeichnet sie als sie „saubere Catharina Ringler“ und schreibt zum Abschluss: „es war schon das dritte mahl sehr hohe Zeit, dass diese Kuh in Stall kommen ist“. Offenbar hat Catharina Ringler zuvor ein weiteres aussereheliches Kind geboren und ist bei der Trauung unübersehbar schwanger.
Mathias Riedl heiratet erst anno 1709 nach dem Tod des Vaters, als er dessen Ledererwerkstatt übernimmt. Seine Braut ist die Tochter eines wohlhabenden „Handelsmannes“.
MM

Das ist einmal was anderes als das übliche "virtuosa et pudica sponsa" ....

Genau, ich finds auch irgendwie erfrischend
virtuosa Miss Marple

Da war der Pfarrer wohl schon etwas genervt:

Tochter Mariana, geb. 8.1.1842
Mutter: Sochna Franziska, ledige Person u. eheliche Tochter ... geweßte Dienstmagd in Trebisch bei Franz Wobransky, Färber, zum 5. Mahl dort sich vergangen

So ähnlich steht es auch schon bei den vorangegangenen Geburten.

Quelle: Geburtsbuch für Stiemech, Pfarre Pröding

Selbst fortgesetzte Unzucht konnte aber auch noch in geregelte Verhältnisse führen: Gottsdorf, Trauungsbuch 4/106 (= scan Trauung106), 11.September 1737

http://www.data.matricula.info/php/view....fc9efedefedecef

"Wencelsaus Lappeller et Eva Hoyklin [et poemia oriundi] postq(ua)m multo(s?) t(em)pore in concubinatu vixerunt et proles suscipientes in eo, dispensatis a voli constrio trinis denunt()bus et praestito ab utraques parte iuramento (...) nec fraus nec dolus lateat (..) clam a me copulati sunt. Testes Bernardus (?)edhamer ludimag(ister) et Maria Anna uxor."

Ich bin nicht sicher, ob ich alles richtig verstehe:
Die beiden haben lange Zeit im Konkubinat gelebt und in diesem Kinder empfangen (wollten von der Pflicht der dreifachen Verkündigung befreit werden??) und sind schließlich, nachdem beide geschworen haben, keine Lüge und keinen Betrug zu begehen, heimlich getraut wurden?
Den Einschub (wo es wohl "poenia" heißen sollte?) kann ich gar nicht einordnen, bin auch nicht sicher, ob das Kreuz an der richtigen Stelle gemacht wurde...

Übrigens einer der seltenen Fälle wo auch eine Frau als Trauzeuging fungiert!

RobertD.

Hallo Robert,
interessanter Eintrag! Der Wenzel heisst mMn "Capeller", aber das ist hier nur ein minor item.
Die Übersetzung ist wohl weitgehend korrekt, da halte ich mich aber lieber weitgehend raus. Den "Einschub" würde ich so sehen:
"ex Boemia oriundi" = aus Böhmen stammend
waren da nicht auch irgendwelche "Denunzianten" am Werk?
regards MM

Ich hab nur an Strafen denken können, bei so einem Lebenswandel, nicht an Böhmen! Das ergibt Sinn. Cappeller klingt auch besser als Lappeller ...

Bei "denunt()bus" denke ich eher an die Verkündigungen vor der Hochzeit, von denen sie "dispensatis" sein wollten, aber das kann auch ganz falsch sein. Haben wir hier keine echten Lateiner?

RobertD.

in Sopron war man zu dieser Zeit nicht so gnädig mit den ledigen Kindern

"Das Schandkind der Schandmutter ... " - der Vater wurde ohne "Schande" erwähnt ....

Quelle - mein Vater, der vor zig Jahren in Sopron über den Büchern brütete und sich immer fürchterlich darüber aufgeregt hat

Die zugegeben effiziente Pöggstaller "Canzley" hat sogar bei ehelichen Kindern das Zeugungsdatum errechnet und u.a. folgendes protokolliert:
Nachdem Johann Weiss, Wittiber und Kürschnermeister alhier sich vermög Heiratscontract vom 13. Februar dies Jahres mit seinem Dienstmenschen Magdalena ehelich versprochen und sich den 23. Februar in hiesiger Pfarrkirchen copulieren lassen, aber dies Monats 21. September Kindsmutter worden, also zwar dass hieraus die vorhero gehende verbothene Beisammenwohnung in puncto fornicationis klar am Tag lieget, dahero sowohl ihm als ihr die Straf zu 5 Gulden dictirt worden.
Canzley Rogendorf den 25. September 1716

Ich nehme an, dieses Procedere hat im Lauf der Jahre einige Gulden in die herrschaftliche Kassa fliessen lassen.
Wenigstens der Geistliche war gnädig und hat letztlich das Kind welches 7 Monate nach der Trauung geboren wurde, als "filia legitima" eingetragen.

freundliche Grüsse Miss Marple

Mit der Eheschließung der Eltern werden sogar die vorehelich geborenen Kinder legitimiert.

Das habe ich schon in meiner Jugend ganz zu Beginn meiner Familienforschung gelernt, als ich, meine Mutter und ein Wiener Pfarrer immer und immer wieder den (lt. eigenem Trauungseintrag) "ehelichen Sohn" im Taufbuch gesucht haben, bis ich schließlich doch vor der Hochzeit der Eltern geschaut habe, wo er auch zu finden war, mit entsprechendem Vermerk der Legitimierung durch die Heirat der Eltern.
Ein solcher (oder der von Miss Marple geschilderten) Fall zeigt aber auch, dass die im 17./18.Jhdt. gebräuchliche Formuierung von "ehelich erzeugten" Söhnen u. Töchtern nicht wörtlich gemeint sein konnte.

RobertD.

Sieht wohl so aus - "pater semper incertus est"

Ich fand einen Fall anno 1847 wo die Eheleute im Juni geheiratet haben, das Kind 7 Monate später im Dezember geboren wurde und der Ehemann darauf bestand, es "illegitim" eintragen zu lassen, weil ihm seine Frau die bestehende Schwangerschaft bei der Hochzeit verschwiegen hätte. Es trug dann auch den Mädchennamen der Mutter.

1687 wurden hier zwei junge Leute getraut, im Kirchenbuch steht geschrieben, dass die Braut "post copulationem" also unmittelbar nach der kirchlichen Trauung vor der Kirche entbunden hat. Das war wohl dem Priester zu bunt: im Taufbuch steht "illegitima", immerhin als Vater der junge Ehemann. Getauft wurde auch gleich.

freundliche Grüsse Miss Marple

Der erste bekannte Fall der heute so beliebten "Traufen"!

Robert.

Zitat von RobertD im Beitrag #31

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Der ledige Johann Fux scheint recht beliebt gewesen zu sein ...
Am 13.2.1707 wird in Ostermiething das uneheliche Kind Eva begraben, Vater Johann Fux, ledig an der Hofstatt, Mutter Eva Hofmanin, ledig.

Am 28.2. des gleichen Jahres wird der uneheliche Mathias (8 Tage alt) begraben, Vater Johann Fux, ledig an der Hofstatt, Mutter Magdalena Pindterin, led. zu Fugging.
Da bei Eva kein Alter angegeben ist, habe ich im Index zum Taufbuch nachgesehen: sie ist am 16.12.1706 geboren. (Pate: Martin Wagner a.d. Hofstatt)
Auf der gleichen Seite im Index ist mir Fux Catharina ins Auge gesprungen, geb. 26.5.1705, Vater Johann F. am Seepiermos sol., Mutter: Ursula Auer, sol. in servitiis b.d. Spraittner zu Winhamb. Könnte ja eine Namensgleichheit sein, aber der Pate ist Martin Behamb, sol. b. s. Vater Wägner a. d. Hofstatt ....

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