Im Matrikenbuch 4 von Zumberk (eigentlich 1705-57) findet sich im hinteren Teil ein kurioser Eintrag über 1771:
"1771 wolten die Sohorzern zur oesterlichen Beicht sich nicht einschreiben lassen von damahligem Schuelmeister Wentzel Steinhauser aus Ursache weilen die dem Schauer 1770 Unterworfene waren, vorgebende Boschaft, der Schuelmeister mus das Ungewitter verjagen känen. qualis malitia, coecitas quos? nec mitis Parocho decimas de siligine decimat homines duri et perversi."

Bei den lateinischen Sätzen bin ich mir, wie üblich, nicht ganz sicher: "Welche Bosheit hat sie angetrieben? Auch dem milden Pfarrer haben sie den Zehnten des Getreides nicht gegeben, die harten und verkehrten Menschen."

https://digi.ceskearchivy.cz/DA?doctree=...d=8952&page=219

Robert.

In Neuhofen/Ybbs heiratet am 5.7.1711 Simon Harreither die Magdalene Schrembl v. Stixing. (Die beiden dürften den Hof von Magdalenas Eltern übernommen haben.)

Im Jänner 1712 findet sich folgender Taufeintrag: "Den 21. dito ist dem Georg Steinlesberger einem ledigen Paurn Sohn an der Grainedt und des Simon Härreither zu Stixing sein Eheweib Magalena (welche vor der Verehelichung geschwengert worden, und noch ledig wäre und gedachter Simon Härrreiter nichts wissent war) ein Kind Maria getauft worden, welches Maria, des erbahren Hanns Dazberger in der Hueb (Euretsfelder Pfarr) sein Eheweib aus der heyl. Tauf gehoben hat."

http://data.matricula-online.eu/de/oeste...s/01-05/?pg=198

Im späteren Indes ist das Kind unter "Harreither Maria Stixing il." verzeichnet!

Allzulange dürfte der Haussegen nicht schiefgehangen sein, im November 1713 kommt dann die erste gemeinsame Tochter zur Welt ...

Anscheinend ein ähnlicher Fall in Berndorf Jänner 1623, Tb0, S. 51 = scan Taufe 51:
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...TRBSTB00/?pg=57 .
Leider furchtbare (Tinten-)Qualität. Vielleicht kann jemand helfen den Text herzustellen:

Ich lese einstweilen:
"Adj den 16. Monatstag Januari anno(?) (1)623 ist ein Khindt
getaufft worden Namens Joannes der Solome Sigenhamerin
anhizo Hannsen Müttermüller zu Manglperg Eheweib, sonsten
aber ein Tochter der Böckhin im Schwändtl und derweill man
khainen Vaetern austrucklich anzaigen khönen ist dannah das Khindt
....ist, weilln es etwas schwach getauft worden mit Auftrag
.... Mueter, wann die aus der Khindtbeth herfür khomt als
bald fürzustöllen , damit der wahre Vatter ordenlich werde hie eingeschrieben
in widrigen aber solle die .... in die gehärige Orts .... werden
... Gefatern hat Bökhin im Schwändtl erbethen. ..... Hanns
Prau... Khremer alhie zu Perndorf."

Hostim, 15. April 1760: "Hon. Viduus Matthaeus Matieovski, Hon. Virgo Rosina def. Bartholomaei ........ Haec Rosina hujus Vidui 7ma uxor fuerat"

Diese Rosina wurde die 7. Ehefrau jenes Witwers. http://actapublica.eu/matriky/brno/prohl...403/?strana=267

Mehr als 4 Ehen sind mir bisher noch nicht untergekommen!

Im Sterbebuch 1 von Hochburg Ach findet sich unter dem 29. Juli 1705 ein längerer lateinischer Eintrag, den ich nicht ganz deuten kann. Ich lese:
"ex improviso (prtm?) haustum aquae aestivo t(em)pore Messis, ... ruri sclt? laborabat et triticum colligebat, s(acra)m(en)t(a)l(i)t(er)? praemuniri wechem(en)t(i)s(si)me? deficerans obijt Eva Leonardis Khnolls auf der Khrenhiling zu Hochburg et ux. Agnetis filia soluta legitima. aetatis cicirt(er) 26 an(n)oru(m)"
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...1%252F01/?pg=43
Geht es da wirklich ums Wasserschöpfen zur Zeit der Herbsternte am Feld beim Weizenauflesen und um heftig zerschlagenes Sterben ???? Kann jemand Aufklärung geben?

Hallo Robert!

Wieder ein interessanter, möglicherweise sehr tragischer Fall:

Unerwartet verstorben...
ich denke auch dass es ums Wasser schöpfen oder holen ging.
Ich würde die Ernte in den Sommer (August?) verlegen.
Ich hoffe, das Wort heißt "praemuniri", tue mich aber mit der Interpretation schwer: ich denke eher nicht, dass es um lieben, schätzen, oder gar warnen geht, sondern vielleicht eher um ein Vergehen oder um die Bestrafung dafür.
Das Wort davor kann ich nicht lesen.
Das nächste interpretiere ich als: "vehementissime" - sehr
Ich würde dann (hoffentlich richtig) lesen: "desiderans" - vielleicht wünschte sie zu sterben (Sehnsucht nach dem Tod ist mir etwas zu stark).

Ich hoffe, dass ich nicht zu arg daneben liege
LG Hans

Sehr interessant, erlaube mir mitzuraten:
"improvisa partu" (falls es denn das sein soll) ist mir des Öfteren als "unerwartete Niederkunft" begegnet, was ja zum Alter passen täte.
Was es mit dem "haustum aquae" (Schluck Wasser) auf sich hat? Erntezeit im Sommer am Feld sehe ich auch. Das "sacramentum praemuniri wehementeissime desiderans" interpretiere ich so, dass sie eindringlich nach dem Empfang der Sterbesakramente gebeten hat, aber zuvor verstorben ist.
Halte es allerdings für möglich, am pfadus holzus unterwegs zu sein. Mit den Abkürzungen hab ich meist Probleme.
freundliche Grüsse MM

Natürlich, desiderans! Danke. "sacramentaliter praemunitus" ist hier die gängige Formel für die Spendung der Sterbesakramente, wie Miss Marple schon richtig interpretiert.
Und partus, nicht pars! Danke. So bekommt das ganze langsam Sinn:

"Wegen einer unerwarteten Geburt (beim Wasserholen zur Zeit der Sommerernte, während sie nämlich am Feld (dum ruri sicilicet?) arbeitete und Weizen erntete), heftig sehnend, mit den Sakramenten gestärkt zu werden, verstarb Eva, des Leonhard Knoll auf der Krenhilling zu Hochburg und seiner Frau Agnes eheliche ledige Tochter, des Alters etwa 26 Jahre."

viribus unitis ...

Robert.

Abdecker galt ja als "unehrenhafter Beruf", es konnte allerdings auch ein Abdecker sehr ehrenhaft sein, wie der Sterbeeintrag in Hochburg am 2.März 1707 zeigt:

"Pie, et s(acra)m(en)t(a)l(i)t(er) praemunitus obijt Casparus Hamberg(er) Abdökher alhier aetatis circiter 53 an(n)oru(m), ob virtutes et christianas mores maeretur aeternos laudis honores"
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...1%252F01/?pg=48

"Fromm und mit den Sakramenten gestärkt, verstarb Kaspar Hamberger, Abdecker alhier, des Alters etwa 53 Jahre, wegen seiner Tugenden und christlichen Sitten betrauert und mit ewigem Lob geehrt" (oder so ähnlich ...)

Habe gerade in einem Index in Schwand im Innkreis eine Bemerkung "zum Gebrauch des Index" gefunden, worin der Indizierer auf die schlechte Altersberechnung einging. Zum Schluss hat er noch angefügt:

"Wer über schlechte Schrift schimpft soll bedenken, dass ihm die Anlage eines neuen, schöneren Index auch nicht mehr Mühe macht als mir".

http://data.matricula-online.eu/de/oeste...02%252F01/?pg=1

Am 2.2.1813 wird der beim Wirt in Hörndl in Tarsdorf geborene Sohn Friedrich der "Anna Dreythalerin, ledige Marionettenspielerin aus Salzburg" getauft (und von der Wirtin aus der Taufe gehoben).
http://data.matricula-online.eu/de/oeste...%252F01/?pg=200 (5. Eintrag v.o., Datum u. Täufling auf der linken Seite)

Robert.

Der Suff, der Suff:

1. december Sepultus est Matthias Ekl Incola nullo sacramento provisus etiam non aegrotabat, sed in ebrietate et vomitu mortuus inventus supra stabulum. Cum antem antecedentes in festo Praesentavis B:M:V nempe ante tres 7timanus ante morte confessus fuerit sepultus est ad coemiterio. Aetatis suae 40 annorum, NB etiam in feste S. Andreae propter ebrietate hoc est ante diem obitus non audivit sacrum.


1. Dezember Begraben ist Matthias Ekl, Inwohner, ohne mit den Sakramenten versehen geworden zu sein und auch nicht in Krankheit, aber im Rausch und Erbrechen vom Tod gefunden über dem Stall. Er hat aber vorauseilend am Fest ??? der seligen Jungfrau Maria drei Wochen vor dem Tod gebeichtet und ist auf dem Friedhof begraben worden.Seines Alters 40 Jahre. Merke wohl: auch am Fest des heiligen Andreas hat er seines Rausches wegen am Tag vor seinem Tod nicht die Messe gehört.

http://data.matricula-online.eu/de/oeste...52C3-02/?pg=322

Ich kenn' mich ja eigentlich ganz gut im Kirchenjahr aus, aber drei Wochen vor dem 01.12. ist St. Martin - welches Marienfest könnte der Matthias Eckl für seine Beichte genutzt haben?

(Besoffen auf dem Söller über den Viechern im eigenen Erbrochenen krepieren - und der Mann war so alt wie ich heute - schon eine gruselige Vorstellung)

Das Fest müsste Mariä Tempelgang (Praesentatio Mariae) am 21. November sein. Wie der Schreiber auf 3 Wochen kommt, weiß ich nicht. Andreas ist am 30. November, das passt zu den Angaben.

Robert.

Da gibt es mehrere Einträge die nicht immer so viel Sinn in der heutigen Zeit ergeben.

Aber herrlich formuliert - und passende Zusammenfassung!

Zitat von PascalH im Beitrag #87

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Der Suff, der Suff:
1. Dezember Begraben ist Matthias Ekl, Inwohner, ohne mit den Sakramenten versehen geworden zu sein und auch nicht in Krankheit, aber im Rausch und Erbrechen vom Tod gefunden über dem Stall. Er hat aber vorauseilend am Fest ??? der seligen Jungfrau Maria drei Wochen vor dem Tod gebeichtet und ist auf dem Friedhof begraben worden.Seines Alters 40 Jahre. Merke wohl: auch am Fest des heiligen Andreas hat er seines Rausches wegen am Tag vor seinem Tod nicht die Messe gehört.

(Besoffen auf dem Söller über den Viechern im eigenen Erbrochenen krepieren - und der Mann war so alt wie ich heute - schon eine gruselige Vorstellung)

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