Nach generavit dürfte "stultis" stehen ("dem Dummen").

Ich würde Miss Marples Übersetzung allerdings im letzten Teil widersprechen, da der Schreiber nicht von sich schreibt "ich fürchte nichts" sondern "er (der andere) fürchte nichts".

Ich lese auch "stultus" Dummheit.
Die Korrektur ist vermutlich richtig, war mir ja nicht sicher.
Bei der Geschichte mit dem "Kahren" lehne ich mich nun aus dem Fenster und interpretiere diese unverzeihlich üble Schreibe als
"ihr Mann fihrt auf dem Kahren Wagen und Pferdt an(d)er Weib zur Khürchen herauf"
und jetzt lehne ich mich wieder zurück in dem Gedanken, es wenigstens leidenschaftlich bemüht versucht zu haben.
Gruss MM

Zitat von Miss Marple im Beitrag #242

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Bei der Geschichte mit dem "Kahren" lehne ich mich nun aus dem Fenster und interpretiere diese unverzeihlich üble Schreibe als
"ihr Mann fihrt auf dem Kahren Wagen und Pferdt an(d)er Weib zur Khürchen herauf"

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Die Verstorbene war nicht die Frau des Wirts. Der war nur anscheinend so "pastoral besorgt". - Oder geht es gar nicht um die Barbara Hierschlagerin, denn bei der steht doch, sei sei versehen worden, oder? Und in dem "Nota bene" ist außerdem von einem "von seiner Krankheit genesenen Weib" die Rede - also vielleicht wirklich von der Wirtin? Aber dann sollte es doch heißen "schuldig gewesen, SEINEM von ihrer Krankheit" etc.?!
Simon Forthuber hat aber einige Jahre später wirklich als Witwer mit ca. 60 Jahren noch einmal geheiratet und ist mit 80 Jahren als "honestus senex" gestorben, aus dem Sterbeeintrag geht nicht hervor, dass er zu dem Zeitpunkt die Gastwirtschaft und die Brauerei bereits übergeben hätte ... (Ich weiß aber auch noch nicht, ob zu dem Zeitpunkt gerade ein passender Nachfolger da war.)
Und ja, schwierige Charaktere vererben sich wohl auch über 300 Jahre.

Robert.

Zitat RobertD
Und ja, schwierige Charaktere vererben sich wohl auch über 300 Jahre.

,-)) So ein Schmarren, ich kenne Dich nur als liebenswürdig und äußerts hilfsbereit, lieber Vetter!

Du kennst mich aber noch nicht 300 Jahre, wart ab ...
Außerdem weißt du ja, dass ich mich ebenfalls mit dem Pfarrer zerstritten habe.
Ob das auch in den Matriken steht??

Keine Geschichte, aber doch ein persönlicher Eintrag in Munderfing 1673: "Obiit in Domino Mater mea perdilecta Magdalena Pfindtin, vidua 66 annorum omnibus sacramentis rite munita in festo 3 Regum." - "Verstorben im Herrn ist meine Mutter, die überaus geschätzte Magdalena Pfindtin, Witwe von 66 Jahren, mit allen Sakramenten gestärkt, am Fest der 3 Könige."
Ich habe nicht erforscht, wer der Schreiber ist, ein Priester oder Lehrer.

Robert.

Und am 2. April auch noch die Schwester: "Obiit in Domino soror mea Barbara".

Robert.

Es handelt sich wohl um den Pfarrer, denn im Taufbuch am 22. Juli 1672 heißt es: "Die 22. Julij anno 1672 initium suam fecit in baptizando Christophorus Pfindt? Parochus in Jeging" - Seinen Anfang im Taufen machte Christoph Pfint, Pfarrer in Jeging.

Robert.

In Straßwalchen heiratet am 8.April 1687 Thomas Siberer die Barbara Poschinger. Über sie heißt es:
"Haec sponsa fuit obstricta unacum prole Paulo Schienkh von Jestorf? - ut autem libere alteri nubere potuerit comessit Paulus Schiengg - tali conditione ut in aeternum nullam obliagationem habeat ad prolem sed mater id est sponsa tenetis? sustertare? et inae..... tenere."

Das heißt bitte was?

Robert.

Dann probier ich es selber nocheinmal ...

"Diese Braut war verpflichtet mit/durch? ein(em) Kind dem Paul Schink von Irrsdorf - wenn auch Paul Schink zugestanden hat, dass sie frei einen anderen heiraten konnte - unter der Bedingung, dass er in Ewigkeit keine Verpflichtung habe an dem Kind, sondern die Mutter, das ist die Braut, behält ...."

Den Schluss bekomme ich nicht hin.

Robert.

Zum Davonlaufen ...

Straßwalchen, Trauungsbuch II/128:

"NB den 14. Martij 1659 hatt das Verprechen gehabt Hans Schaur, Wittiber und Schuechmacher in Franckhenmarkht mit der Salome des Thomae Gassners und seiner Hausfrauen Magdalena bede gestorben in der Khaiserpeunt hinderlassne ehliche Tochter. Aber die Hochzeit nit erfolgt, weilen die Braut nach dem Versprechen und Verkhindung darvon geloffen ohn des eines? nicht weis wohin. Ist widerumb corum me et tribus testibus Paulo Stangl? bederseits dissolviert worden. den 3. April 1660."

Robert.

Deine Geschichten lese ich immer mit Interesse und Vergnügen, danke!
Ich kenne nur eine einzige solche, wo eine junge Ehefrau "davongeloffen" ist, in etlichen anderen Fällen ist der Bräutigam oder Ehemann "heimblich entwichen".
zB ein Niclas Plasinger, junger Witwer mit kleinen Kindern, der seine Frau nach einem an ihr vorgenommenen Kaiserschnitt anno 1716 verloren hat. Er ging sofort auf Brautschau und feierte bald darauf Hochzeit, beim stattfindenden Fest lief er davon und verdingte sich als Musketier. Er blieb schuldig: das Begräbnis und die Baderkosten für die 1. Frau, die Kosten für u.a. "Weiberschuech", Hochzeitsfleisch und Hochzeitswein (5 Eimer was in etwa 170 Liter waren), er ließ sich offenbar nicht lumpen.
Erst 60 (!) Jahre später bezahlte eine greise Tochter aus 1. Ehe zumindest einen Teil der Außenstände.
Die im Wirtshaus zurückgelassene eben angetraute Ehefrau blieb samt ihren Stiefkindern "in Ellend zurück" wie es heißt, und konnte auch nicht mehr heiraten, da sie ja das schon war, wenn auch nur für wenige Stunden, ihr Mann blieb auf ewig verschollen.

Das war zu früh abgeschickt.

Soche Einträge findet man noch seltener als verheiratete Väter unehelicher Kinder:
Straßwalchen, Taufbuch I, S. 21:
1625, 3. Oktober "Sabina des geistlichen Herren Friderichen Mayrs der Zeit bei S. Georgen Cooperator und Margreten ... so im Staudach alhir wonhaft Fil. illeg."

Robert.