In Österreich waren ein Teil der Knechte und Mägde junge Bauernsöhne und -töchter, die später dank ihres Erbes dann geheiratet haben. So kommt vielleicht der niedrige Altersdurchschnitt zustande, freilich auch durch den frühen Beginn, der aber wohl von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Eltern abhängig war. Die 1909 geborene Wirtschafterin meines Urgroßvaters hat z.B. schon als Schülerin Gänseaustreiben müssen etc.

Die relativ kurze Dienstzeit würde ich gefühlsmäßig mit den Arbeitsbedingungen und/oder der Bezahlung am Gutshof in Zusammenhang bringen, es sei denn, alle haben "weggeheiratet". Mir ist bei der Erstellung eines Trauungsindex (des 17. Jhdts.) aufgefallen, dass einzelne Bauern erstaunlich viele Dienstboten verheiratet haben und dann bei der Hochzeit auch Trauzeugen waren.

Robert.

@Vitulus: Linzenich liegt bei uns in NRW ca.2 km westlich von Jülich (grob auf der halben Strecke zwischen Köln und Aachen bzw. der Grenze zu Belgien).

An die Bauernsöhne habe ich auch schon gedacht, allerdings - und dafür bräuchte ich die frz. Zivilstandsregister, die noch nicht online sind - herrscht bei uns die Realteilung, die zu sehr kleinen Besitztümern führt und mit 1/2, 1, 3, 5 oder 10 Morgen (im Urkataster habe ich einige dieser Kleinwirtschaften gesehen, bei denen sich die Fläche dann auch noch auf etliche Parzellen verteilte, der Morgen zu je 32 Ar) ist man auf einen Zuverdienst wahrscheinlich grundsätzlich angewiesen. Unter meinen Vorfahren gibt es etliche Tagelöhner, die einen eigenen Haushalt hatten, aber de facto wohl trotzdem quasi Dienstbotentätigkeiten ausführten. Und dafür tageweise bezahlt wurden und sich dabei um Nahrung und Behausung selbst kümmern mussten.

Insofern dürften die 13 Knechte, die auf dem Gut wohnten nur einen Teil der tatsächlich aktiven Arbeitskräfte ausgemacht haben, die aber nicht in der Bevölkerungsliste des Gutes auftauchen sondern in den benachbarten Dörfern als "Tagelöhner" oder "Ackerer" notiert wurden. Ob die vier erwachsenen Kinder von Matthäus Froitzheim unter die aktiven Arbeitskräfte fielen, weiß ich nicht.

St. Georgen a. Walde, Taufbuch 1, S. 49: "8.[Februar 1664] Pr. Hans Luftenstainer an dem Neydorfhoff. Mr. Anna. Fil. gemellae et ambae Cristinae no[m]i[n]e"
Den Eltern sind Zwillingstöchter geboren worden und beide sind Christina genannt worden! Da scheint man den Kindern keine Überlebenschancen gegeben zu haben, obwohl man sie doch in die Kirche zur Taufe bringen konnte. Leider ist das Sterbebuch in dieser Zeit vernachlässigt. Wenn da beide überraschend überlebt hätten ...

Robert.

Der Schreiber dieses Taufbuchs vermerkt auch am Ende der Jahre immer wieder, wie die Ernte war:
1666:"Ist ein gar guettes Traidt und Weiniahr gewesen. Deo sint laud..."
1667:"Hoc anno ist gottlob das liebe Traidt noch mehrers gew[...] und geworthen in similis der wein, aber saur."
1669:"Hoc anno vinus erat nobilissimus!" - In diesem Jahr ist der Wein "edelst" geworden!

Robert.

Das im tiefsten Mühlviertel der Wein sauer war, wundert mich jetzt nicht

Damals war das noch nicht im Mühlviertel, sondern das Machland- oder Schwarzviertel. Und von Sankt Schergn geht es noch eine Weile "tiefer" hinein ...
Der Wein konnte aber auch "edelst" werden!
Vielleicht bezieht sich der Schreiber da gar nicht auf den hiesigen Wein, sondern auf den, den das Stift Waldhausen in irgendwelchen milderen Gegenden angebaut hat.

Robert.

Beim Blättern durch die Matriken von Zuggers (Krabonos) in Südböhmen stieß ich auf folgenden Sterbeeintrag (hoffe ich hab das Alter richtig entziffert):

Anno 1760 - den 4. dito (Januaris) ist in Rottenschachn begraben wordn Magdalena Kropik(in) ex Schwarzbach atat 104. anno: (den Rest kann ich nicht sicher zuordnen, vielleicht versehen?) öcby? broviha??

https://digi.ceskearchivy.cz/4929/189/1882/786/82/0

Ein gesegnetes Alter besonders damals - 1760.

Liebe Grüße Tini.

Ja, es steht "o[mn]ibus provisa" - "mit allem versehen"

Die Altersangaben sind halt mit immer mit Vorsicht zu genießen, kürzlich ist mir einer Mühlviertler Pfarre (ich weiß nicht mehr sicher, welche es war) aufgefallen, dass dort reihenweise Leute über 100 geworden sein sollen ...
Aber "unvorstellbar alt" war sie sicher die Magdalena Kropikin!

Robert.

Kurios ist an meinem Vorfahren Longinus Ortmayr nicht nur sein Taufname, sondern vor allem die Verteilung seiner Töchter und Söhne auf seine 3 Ehen:
Mit seiner ersten Frau Eva hat er von 1674-84 acht Töchter, mit seiner 2. Frau Katharina in 16 Jahren Ehe keine Kinder und mit seiner 3. Frau Maria Sophia von 1706-13 fünf Söhne!

Eva Ortmayr, geb. Angerer, verw. Frähamer hat übrigens mit ihrem ersten Mann Mathias 1657-71 elf Kinder, davon 8 Söhne und 3 Töchter gehabt. Sie (*1639) hat also 19 Kinder geboren, verteilt über 27 Jahre, davon nur einmal Zwillinge.

Robert.

Da war wohl "jeder Schuss ein Treffer".

Ein Lebensweg, bei dem ich gerne mal ein Photo der Dame gesehen hätte - die muss ja von stählerner Konstitution gewesen sein.

Weiß man woran sie gestorben ist?

Nein, woran weiß ich nicht, aber halt schon 1688 mit nichteinmal 50 Jahren, das wird schon mit der Belastung durch die Schwangerschaften zu tun haben . Mit 16 1/2 Jahren hat sie das erste Mal geheiratet, mit 17 1/2 das erste Kind bekommen, mit 34 1/2 zum 2. Mal geheiratet und mit fast 46 das letzte Kind geboren. Ich habe ihre Geburt und die Kinder aus erster Ehe nur deshalb gesucht, weil ich erstaunt war, dass sie 1684 noch ein Kind bekommen hat, nachdem sie 1655 das erste Mal geheiratet hatte.

Sie ist nicht meine Vorfahrin, ich stamme aus der reinen Bubenehe des Longinus - von seinem Sohn Johann Abraham, der nach dem Tod der Eltern mit 15 Jahren und einem knappen Monat geheiratet hat. Ist aber nur der zweitjüngste Bräutigam unter meinen Ahnen ...

Robert.

Zitat von RobertD im Beitrag #506

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Ist aber nur der zweitjüngste Bräutigam unter meinen Ahnen

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14 Jahre 5 Monate und 1 Tag.

Da hat die Pest 1650 die Familie dezimiert. Leider kann ich nicht sagen, wie alt Barbara Höller, die Braut des Bartholomäus Furtböck war, wenn ihr Sterbealter stimmt, war sie bei der Hochzeit 29, ich bin aber auf die Taufe eines gleichnamigen Kindes gestoßen, das wäre 1650 19 Jahre alt gewesen. Auch wann das erste Kind geboren wurde, lässt sich wegen Lücken im Taufbuch nicht sagen.

Ma. Helena Wohlmayr, die Braut des Joh. Abraham Ortmayr war 24 bei der Trauung. Sie hat ihren Mann, der (nach über 29 Jahren Ehe!) schon mit 45 Jahren gestorben ist, um mehr als 27 Jahre überlebt.

Robert.

Ein auch nicht ganz gewöhnlicher Trauungseintrag aus Aurolzmünster 1650:
"Die 24. Januarij sponsalia tractaru[n]t durch Bewilligung vilbesagten Herrn Pfarrers Amandus Wurmb, civis et coriatius am Grieß viduus cum Maria R[everen]di et p[er]docti D[omi]ni Caspari Molsels vicarij in Thumeltshaimb legitimierte Tochter."

Robert.